Die Nacht war die kälteste bislang. Vorletzte Nacht hatten wir noch die Klimaanlage an, heute mussten wir heizen. Deswegen gibt’s den ersten Kaffee auch im Bett.
Dann wandern wir den ‚Hat Shop‘ Trail entlang. Der ist zwar etwas weniger spektakulär als gestern, aber wieder ganz anders – viel mehr grün und Bäume – und sehr steil.
Loch in einer Felswand
**
Einige Hoodoos haben Hüte aus Stein auf, diese schützen sie vor dem Regen und damit vor der Erosion. Sind sie weg, beschleunigt sich der Zerfall.
**
Mittagspause – Ines zaubert ein leckeres Essen.
Dann ein Mittagsschlaf – das tat gut! Erst jetzt merken wir, dass uns die erste Wanderung ganz schön geschafft hat.
„Tower Bridge“ Ines bleibt liegen, ihre Erkältung ist immer noch nicht ganz weg. Ich mache mich auf den ‚Tower Bridge‘ Trail. Auf dem Weg dorthin sehe ich die China Wall. Der Weg steckt erneut voller überwältigender Landschaften. Ab und zu wächst ein Baum trotzig auf unwirtlichem Fels. Wenn ich stehen bleibe, herrscht absolute Stille. Eine Situation, die man gar nicht mehr kennt. Zwischendurch bin ich lange der einzige Mensch. Ich mache Rast und esse und trinke etwas.
Nur ich, mein Schatten und die „China Wall“ Hier unten im Tal bin ich der einzige. Man kann wegen der Bäume nicht mehr weit schauen und wird etwas mulmig, völlig alleine. Erinnerungen an die Warnungen vor Bären und Berglöwen kommen mir in den Sinn. Aber ist das nicht auch mit ein Grund für solche Touren? Ich verkürze meine Pause und mache mich auf den Rückweg. Ich treffe niemanden mehr.
Wegen der Abwesenheit größerer Städte ist es hier im Park so dunkel, dass wir einen faszinierenden Sternenhimmel beobachten können.
Irgendwie kommen wir heute nicht in die Gänge. Wir frühstücken später und länger als geplant. Vielleicht ist es die eine Stunde Zeitverschiebung zu Kalifornien. Vielleicht liegt es auch am Blick vom Bett aus dem Fenster auf den Sonnenaufgang auf dem Canyon.
Blick aus dem Bett Irgendwann fahren wir dann los und durch den Zion Park hindurch. Weil unser RV Übergröße hat, müssen wir ein spezielles Tunnel Ticket erwerben und fahren im Konvoi durch den engen Tunnel. Dieser ist nur etwas höher als unser Wohnmobil und nicht breit genug, dass zwei Autos an einander vorbei fahren können. Geschweige denn zwei Wohnmobile. Außerdem ist er drinnen schwarz und nicht beleuchtet. Es ist sehr unangenehm, dort durch zu fahren.
Nach weniger als 90 Meilen kommen wir nach angenehmer Fahrt im Bryce Canyon an. Dieser empfängt und mit einem Felsentor, durch das wir hindurch fahren. Sehr schön, das fängt ja gut an! Hier ist es sonnig, aber deutlich kühler. Nachts soll es sogar Frost geben können. Aber zum wandern genau richtig.
Der Campground hier ist einfach und ohne Full-Hook-Up. Dafür aber sehr ruhig und die Nachbarn sind weit weg.
Wir essen noch Mittag und los geht’s. Der Trail startet ganz dicht am Campground. Wir müssen eine kleine Steigung überwinden, um ihn zu erreichen. Oben angekommen, fällt uns bereits die Kinnlade herunter. Wir sehen eine unfassbar schöne felsige Landschaft. Wir sind wirklich baff; so etwas haben wir noch nicht gesehen. Wir wandern einige Wanderwege entlang. Ich schieße unzählige Fotos, ich kann nicht anders. Hinter jeder Kurve gibt es andere Formationen zu sehen.
Bryce Canyon
**
Der Canyon ist nach der Familie Bryce benannt und durch Vulkan Aktivitäten entstanden. Er ist Teil des Colorado Plateaus, welches sich über vier Bundestaaten erstreckt und befindet sich in Utah.
Die Landschaft hier ist in einem ständigen Wandel, weil die Erosion weiterhin die beeindruckenden Felsen formt. Immer wieder Stürzen einzelne Säulen (Hoodoos genannt) ein, oder Teile davon. Manchmal entsteht ein Bogen. Auch ganz neue Felsen kommen im Laufe der Jahre ans Licht.
**
Amphitheater Auf unserem Weg kommen wir u.a. am „Amphitheater“, den Felsen mit den Namen „Queen Victoria“ und „Thors Hammer“ vorbei und durch „Queens Garden“. In einer engen Schlucht stehen zwei große Bäume. Das wirkt dort sehr imposant und ist deswegen ebenfalls ein begehrtes Fotomotiv. Aber der Weg selbst ist auch beeindruckend; er nennt sich „Wallstreet“ und schlängelt sich schier endlos im Zickzack nach oben. Am Ende erreichen wir kurz vor dem Sonnenuntergang einen hochgelegenen Aussichtspunkt. Der Blick in die von der Abendsonne erleuchteten Ferne lässt uns ehrfürchtig inne halten. Dieser Canyon ist wirklich einmalig. Meine Speicherkarte ist fast voll und die Akkus fast leer. Unsere auch. Insgesamt sind wir heute über zehn Kilometer gewandert.
Schlucht am Ende der ‚Wallstreet‘
Abends gibt’s auf unserem Profi-Grill gegrillte Burger. Dann fallen wir glücklich und zufrieden ins Bett.
Wir lassen Las Vegas hinter uns und fahren Richtung Nord-Osten über Arizona nach Utah. Hier müssen wir die Uhren umstellen, denn hier gilt UTC -6, also nur noch acht Stunden Zeitverschiebung zu Deutschland.
Die Strecke ist sehr schön und die Fahrbahn gut. So macht das Fahren Spaß!
Ein Großeinkauf bei Walmart füllt unsere Vorräte. Jetzt haben wir auch einen Grill. ?
Wir nehmen den Zion RV Park direkt am Eingang des National Parks mit Blick auf den Anfang des Canyons. Er hat Full-Hook-Up und von hier aus fahren kostenlose Shuttle durch den Park.
Wir nehmen den nächst besten und sind beeindruckt. Der Zion National Park ist der Hammer – steile Hänge und majestätische Gipfel ragen sich vor uns auf. Wir gondeln durch den wunderschönen Canyon und machen begeistert viele Fotos. Einmal steigen wir aus, haben aber keine rechte Lust zu wandern. Es ist wahnsinnig heiß; unsere Hosen zeichnen feucht die Kontur der Sitze nach. Die Shuttle haben offene Fenster, so sieht man alles.
Zion National Park
Nach der Rückkehr benötige ich über eine halbe Stunde, um den Grill zusammen zu schrauben. Aber es lohnt sich, für 13 Dollar kann man nicht meckern. Der ist richtig gut und wird bestimmt noch ein paar mal verwendet. Heute grillen wir einen Lachs auf einem Buchenbrett und Rindersteak. Dann beenden wir den schönen Tag mit einem Spaziergang unter einem hellen Sternenhimmel.