Mount Cook

03.02.2017 Mount Cook, Twizel, Oamaru

Türkisblauer Lake Pukaki
Diese Nacht war nicht erholsam. Alles wackelte und es war kalt. Der Morgen beginnt freundlicher. Wir überlegen, ob wir die Tour zum Mount Cook jetzt machen. Der ist übrigens das erste mal von Sir Edmund Hillary, Erstbezwinger des Mount Everest, bestiegen worden. Das Wetter ist nicht gut, aber besser als gestern. Nach einigem hin und her, entscheiden wir uns aus Vernunftgründen es nicht zu tun. Wir sind alle nicht ganz gesund und wollen daher kein Risiko eingehen. Also machen wir uns fertig und fahren zurück. 

Das Tal, wo der Campingplatz und die anderen Unterkünfte waren, liegt am Ende einer zig Kilometer langen Sackgasse. So müssen wir den gleichen Weg zurück fahren, den wir schon gekommen sind. Und das ist gut so, denn im Gegensatz zu gestern kommt immer mal wieder die Sonne raus und scheint auf den Lake Pukaki, neben dem wir wieder her fahren. Dadurch leuchtet das Wasser extrem und wunderschön türkis.

Lachsfarm hinter Twizel
Das Wasserkraftwerk am Lake Pukaki deckt beachtliche 25 % des Strombedarfs der Insel. Überhaupt gibt es hier den höchsten Anteil regenerativer Kraftwerke weltweit. Wie zum Beweis kommen wir noch an mehreren Stauseen und Wasserkraftwerken vorbei. 
Bislang haben wir auffallend viele tote Tiere auf der Straße gesehen. Wir rätseln, ob hier mehr überfahren werden oder ob sie bei uns nur schneller entfernt werden.

Auf den Straßen sind selbst die kleinsten Schäden markiert, vermutlich, damit sie bald ausgebessert werden können. Das nenne ich vorbildlich.
Die Brücken, die wir passieren, sind nur von einem Auto gleichzeitig zu passieren. Man sollte auf die Schilder achten (und sie verstehen), wer Vorfahrt hat. 

Zum Abendbrot heute mal Fisch

Unser Reiseführer erwähnt hinter Twizel eine Lachsfarm. Diese besuchen wir und können dort Lachse füttern. Es ist eine sympathische Farm mit freundlichen Angestellten. Sie sind voll auf Touristen eingestellt. Natürlich nehmen wir Lachs mit. Der Lachsteller vor Ort schmeckt schon mal ausgezeichnet. Plötzlich sind außer uns nur noch Asiaten hier. Es muss gerade ein Reisebus angekommen sein. Sowieso begegnen wir entweder Deutschen oder Asiaten hier in Neuseeland. 
Einem weiteren Tipp unseres Reiseführers folgend, übernachten wir in Oamaru. Der Ort ist für seine skurrilen Künstler bekannt und sagt über sich selbst, „wir sind berühmt, weil wir cool sind“. Das können wir ein bisschen nachvollziehen. Eine weitere Besonderheit ist der Landgang der Pinguine, pünktlich zur Dämmerung. Das wollen wir uns nicht entgehen lassen.

Wir kommen für unsere Verhältnisse früh auf einem kleinen netten Campingplatz an. 

Die Toilette ist voll! Der König des Wohnmobils muss abdumpen (an diesem Kalauer habe die ganze Fahrt über gefeilt). Die war schnell voll, obwohl wir nur Nummer 1 dort erledigen. 
Wir gehen noch durch den Park ins Zentrum. Es ist kurz nach 18 Uhr, erstaunlicherweise haben die Geschäfte geschlossen. Ebenso am Hafen ist kaum noch was los.

Könnten Kormorane sein
Aber in einer modernen Brauerei tummelt sich das Leben. Endlich bekomme ich auch mein erstes „richtiges“ Bier in Neuseeland. Am Hafen in der Brauerei gibt es Selbstgebrautes und leckere Pizza. Es ist hier so gemütlich, dass wir glatt versacken könnten, wenn die Pinguine nicht noch auf uns warten würden.
Wir vertreiben uns die Zeit, der Landgang ist erst für 20:45 Uhr angekündigt. Im Pinguinzentrum erfahren wir dann, dass Fotografierverbot herrscht. Ich ärgere mich sehr; da ist es mir fast schon recht, dass für heute sowieso ausverkauft ist. Wie soll ausverkauft sein, wenn Pinguine an Land kommen? Egal! Zum Glück konnte ich vorher schon einige Aufnahmen von Vögeln am Hafen machen. 

Wir treffen unseren Platznachbarn vom ersten Campingplatz wieder. Er stellt sich dieses Mal mit Frank vor. Er versuchte auch vergeblich die Pinguine zu sehen.  

Dann sehen wir, dass seitlich neben dem Gelände eine paar Leute durch bis an den Strand gehen. Das tun wir auch und können nun seitlich kucken, haben 20 Dollar gespart und können Fotos machen. 

Die Pinguine kommen tatsächlich zur Dämmerung an Land. Allerdings erst um 21:30 Uhr. Es ist schon witzig, wie die Kleinen an Land tapern, aber auch kein Spektakel. Für Fotos ist es jetzt schon zu dunkel, sie gelingen noch nur in schlechter Qualität. Als ich meine Ausbeute vor Ort betrachte, schauen zwei Chinesinnen mit. Berührungsängste haben die nicht. Sie haben die gleiche Kamera und das gleiche Objektiv wie ich, wundern sich aber, das meine Bilder besser sind. Naja, immerhin kann man bei mir ein paar Pinguine erkennen.

 

Bislang treffen wir nur auffallend freundliche und hilfsbereite Menschen. Sobald man die Karte raus holt, fragt jemand, ob er helfen kann. Überhaupt sind alle sehr gelassen und scheinen Stress nicht zu kennen. Kein Wunder, dass Neuseeland so ein beleibtes Ziel für Auswanderer ist.

Beweisfoto: sie kommen wirklich – irgendwann

02.02.2017 Lake Tekapo, Lake Pukaki, Mount Cook

Ines vor Lake Pukaki vor Mount Cook
Diese Nacht war das Gegenteil der letzten. Es war so kalt, dass ich mehrfach die Heizung höher gedreht habe. 
Lenni schläft auch deswegen bei uns. Wir sind alle nicht ganz gesund. Nachts ist es schlimmer. Tagsüber geht es.
Duschen kostet hier extra. Aber wir plündern die Urlaubskasse. Die zwei Dollar sind ist es uns wert. Fühlt sich gleich viel besser an.

Wir müssen bis 10 Uhr runter vom Platz, das wird knapp. Weil wir wieder erst spät schlafen konnten, kommen wir morgens nicht früh aus dem Bett. Wir machen uns im Rekordtempo fertig. Und schaffen es. Fast. Hat aber keine Konsequenzen.
Auf zur Kapelle Church of the Good Shepard! Nach knapp 1,5 Minuten Fahrtzeit sind wir endlich da. Jetzt bekommt Lenni auch seine Morgentoilette und Frühstück. Man muss halt Prioritäten setzen.  

Auf dem Weg zum Mount Cook
Als wir aussteigen, um uns die Kirche anzusehen, bestaunt eine siebenköpfige chinesische Familie unser Wohnmobil. Ob wir darin schlafen würden? Kochen auch? „Oh!“, staunen sie. Als ich sage, dass wir ein Bad haben, sind die aus dem Häuschen. Natürlich wollen sie es auch von innen sehen. Niedlich! Dabei fährt jeder zweite hier mit sowas rum.
Die interkonfesionelle Kirche (von der Größe ist es eher eine Kapelle) wurde 1935 erbaut. Sie ist ein Touristenmagnet. Als Besonderheit hat sie statt eines Altars ein großes Panaromafenster mit Blick zum See. Unser Reiseführer nennt den Anblick „fast schon andachtsstörend schön“. Leider darf man nicht fotografieren. Es ist wirklich schön.

Auf dem Weg zum Mount Cook kommen wir am Lake Pukaki vorbei. Er hat die gleiche türkise Wasserfarbe, wie der Lake Tekapo und ist noch größer. Wir fahren kilometerweit an seinem Ufer entlang. Hinter dem See erstreckt sich ein spektakuläres Tal am Fußes des Mount Cook. Wir staunen überwältigt.

„Ping!“, reißt uns die Tankanzeige aus der Begeisterung. Ich fasse es nicht! Wir haben vergessen zu tanken. Bis zu unserem Ziel ist es nicht mehr weit. Aber gibt es dort eine Tankstelle? Der Campingplatz wird jedenfalls nicht mal Strom haben. Ich werde nervös und ärgere mich. 

Hängebrücke
Die Restweitenanzeige zeigt Kilometer 67 … 58 … 37 … sie fällt viel schneller als wir Kilometer fahren. Kein Wunder! Wir fahren auch bergauf und haben dadurch einen entsprechend hohen Verbrauch. Als wir im Ort sind, werden keine Restkilometer mehr angezeigt, es prangt nur noch der nicht zu übersehende Hinweis im Display, ich solle jetzt schleunigst tanken. 
Es gibt eine Zapfsäule zum Selbertanken. Zum Glück, denn unsere Webasto-Standheizung funktioniert auch mit Diesel. Und die werden wir ganz sicher diese Nacht brauchen. 
Der Campingstellplatz ist ein sehr einfacher, ohne Strom und Wasser, aber die Landschaft entschädigt dafür. Die Gebühr wirft man passend in eine Box. Dafür müssen wir uns zwei Dollar bei unseren malayischen Nachbarn leihen. 
Wir starten die Wandertour zum Mount Cook (natürlich nicht zum Gipfel). Hinten den Kamera-Rucksack und vorne, zum Gewichtsausgleich, Leander. Es kann los gehen!

Der Mount Cook ist der höchste Berg Neuseelands und mit über 3.700m deutlich höher als unsere Zugspitze. 

Unser stürmischer Campingplatz
Es ist windig, sehr windig, also so richtig windig. Teilweise stürmisch. Als wir über die erste Hängebrücke gehen, bleibt einem der Atem weg. Vor Begeisterung, aber vor allem wegen des Windes. Dann beginnen noch dicke Regentropfen zu fallen. Wir hadern lange und brechen schließlich ab. Schweren Herzens kehren wir um, denn morgen soll das Wetter noch schlechter werden. Diese Wanderroute soll eine der schönsten hier sein. Immerhin, eine Stunde waren wir doch unterwegs.
Zurück im Wohnmobil gibt’s Kaffee und Fudge, eine sehr kalorienreiche Süßigkeit. Das Wohnmobil schwankt im Wind. 

Wir beneiden die Zeltcamper nicht. Einige Zelte stehen schon nicht mehr. Wir beobachten aus warmer Entfernung, wie unsere Nachbarn ihre verwehten Sachen zusammen suchen. Der Wind wird stärker. Plötzlich fliegt ein Zelt samt Packsack 20, 30 Meter hoch und vor allem weit durch die Luft. Kurz müssen wir lachen, bis wir unseren Nachbarn panisch hinterher laufen sehen. Den werden wir heute nicht mehr wieder sehen. Wir drücken ihn die Daumen.
Drinnen im Warmen wirkt das schwanken gemütlich. Wir essen ein indisches Fertiggericht, und es schmeckt uns in dieser Situation großartig. Jetzt prasselt auch noch Regen auf’s Dach und an die Seite.

Nachts schwankt das Wohnmobil zwischendurch so stark, dass wir froh sind, als die Nacht vorbei ist. Lenni schläft die ganze Nacht durch.