Mooswald

20.02.2017 Tongariro-Nationalpark

Rusty Rocks
Heute Nacht erinnert uns Leander sehr deutlich daran, was wir sonst für ein Glück mit ihm haben. Er wacht gegen 3 Uhr auf, schimpft, meckert und weint. Ratlos reichen wir ihn Reih‘ um. Eine Zwischenmahlzeit bringt ihn eineinhalb Stunden später zum schlafen.
War es wirklich Hunger?

Der Stellplatz ist von Bäumen umgeben, so dass man nur nach vorne andere Camper sieht. Sonst schaut man nur ins Grüne.

Es regnet vormittags. Es kommt uns nicht ganz ungelegen, so gibt es keinen Grund, sich zu beeilen. Das Frühstück wird ausgiebig. Wir kochen eine zweite Kanne Kaffe und lesen. 

Erst kurz vor zwei lässt der Regen nach. In der Ferne bricht sogar die Sonne durch die Wolken. Wir wollen heute eine anderen Weg gehen, aber finden den Anfang nicht. Wir sind schon so Wanderer!

Fast eine halbe Stunde später finden wir schließlich das andere Ende des Rundwegs. Gut, starten wir also hier.

Grüner wird’s nicht

Die vergangenen Vulkanausbrüche haben die Umgebung geprägt und je nach Boden sind unterschiedliche Pflanzen und Tiere angesiedelt. Nach ein paar Minuten kommen wir an den Golden Rapids vorbei. Diese „goldenen“ Stromschnellen haben ihre Farbe vom eisenhaltigen Boden. Dieser Wanderweg ist sehr dicht an dem von gestern dran, trotzdem ist die Landschaft hier völlig unterschiedlich. Über einen langen niedrigen Steg kommen wir durch einen Sumpf. Es beginnt zu regnen. Ines und Leander sind gut ausgerüstet. Ich habe mich geweigert, in einen Sommerurlaub Regensachen mitzunehmen. Erst regnet es nur leicht, aber bald wird es stärker. Das Grün um uns herum und die Farben der Blumen beginnen so richtig zu leuchten. Es ist eine wunderschöne Landschaft. Der Regen zeigt sie hier von einer besonderen Seite. Die moosbewachsenen Stämme machen die Wälder, die wir durchqueren, zu einer Fabelwelt. Die Natur strotzt hier mit Grün. Bald hört der Regen wieder auf und unsere Sachen trocknen. 

Die Rusty Rocks, die uns unterwegs begegnen, sehen tatsächlich aus, als seien sie verrostet. Und sie sind es auch. Das im Wasser gelöste Eisen reagiert hier mit der Luft zu Eisenoxid. Schließlich kommen wir zu den Silica Rapids, das dem Weg namensgebende Highlight.

Wir machen eine Pause und versorgen unseren Li-La-Laune Lenni.

Pause
Silica Rapids
Die Silica Rapids sind weiße Stromschnellen. Das Wasser hat an dieser Stelle bereits einen langen Weg hinter sich. Als Schmelz- und Regenwasser ist es tief versickert, bis es durch heiße Gesteinsschichten erhitzt und mit Aluminium und Kieselerde angereichert den Weg nach draußen fand. Wenn das Gas sich verflüchtigt, bleiben die weißen Stellen am Gestein zurück. Das passiert besser, je turbulenter das Wasser fließt. In diesen Stromschnellen ist die Schicht bis zu 3 cm dick. 

Als wir weiter gehen, regnet regnet es wieder. Ich habe das Gefühl, dass es sich auch abgekühlt hat. Jetzt gehen wir durch flaches Land ohne schützende Bäume weit und breit. Es ist das erste mal, dass der oft angesagte Regen uns auch erwischt. Keine schlechte Quote. 

Charme ohne Schirm
Ich stelle mir vor, ich hätte eine wasserdichte Jacke oder einen Schirm. Das hätte was! So ist es eher so mittel. Wenigstens ist klein Kugelbauch gut verpackt. Als es aufhört zu regnen, kommen wir an 15.000 Jahre alter Lava vorbei.
Wir kommen unerwartet an einer Straße an und wissen nicht, in welche Richtung. Die Karte ist schlecht und wir müssen aufs Handy in die Karten-App schauen. Das kostenlose und sehr empfehlenswerte „Here“ funktioniert auch offline. Das Kartenmaterial muss man vorher laden. Ah, ok, wir haben also doch den ersten Weg genommen, den wir anfangs so lange gesucht hatten.

Blöd, jetzt wir müssen auf der Straße entlang. In dem Moment, als wir los gehen wollen, hält ein australisches Pärchen an und fragt, ob sie uns zurück in den Ort fahren sollen. Wir nehmen dankend an. Ich glaube, die Freundlichkeit der Neuseeländer ist ansteckend.

Da wir wegen des Regens heute so spät starten konnten, ist der Tag auch schon wieder vorbei.

Außer duschen und einem Glas Rotwein passiert hier heute nichts mehr.