Milford Sound

11.02.2017 Gunns Camp, Milford Sound, Queenstown

Milford Sound
Leander wacht auf und strahlt. Direkt nach dem Aufwachen. Jeden Morgen. Manchmal fragen wir uns, ob er im Krankenhaus vertauscht worden ist. Von uns hat er das nicht.
Das war die bislang beste Nacht für uns. Wir haben alle gut – Lenni sogar komplett durch – geschlafen.

Die Sandflies lauern überall an den Scheiben, wir trauen uns nicht, das Fahrzeug zu verlassen. Die sind hier echt eine Plage. Unsere Beine jucken bereits beim Anblick der schei… scheinbar so kleinen und harmlosen Fliegen. 

Wir haben heute für 10 Uhr eine Bootsfahrt gebucht – ohne Übernachtung – und müssen ja wieder 35 km nach Milford Sound. Der Tag beginnt also wieder früh. 

Die Feuchtigkeit zieht aus den Wäldern
Die Feuchtigkeit steigt aus den Wäldern auf. In verschiedenen Schichten hängen Nebelwolken in den Bergen. Ein toller Anblick!
Es geht also wieder durch meinen Lieblingstunnel nach Milford Sound. Die Sicht ist heute viel klarer und die Gegend umso beeindruckender. Die Berge sind riesig. Das haben wir gestern wegen der tiefen Regenwolken so nicht sehen können. 

Irgendwie gut, dass wir die Strecke noch mal fahren (müssen). 
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Es gibt einen Unterschied zwischen Sound und Fjord. Ein Fjord ist ein Meeresarm, der durch einen ins Meer wandernden Gletscher entstanden ist. Ein Sound ist von einem Fluss geschaffen worden. Tatsächlich ist Milford Sound in Wahrheit ein Fjord und kein Sound.

Mit 7 m jährlichem Niederschlag ist der Milford Sound ist der zweit nasseste Ort der Welt. Es regnet hier im Mittel an 182 Tagen im Jahr. Der höchste Berg ist mit 1692 m der Mitre Peak (Bischhofsmütze).

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Auch beim Bootsanleger lauern die Sandflies. Wir reiben uns mit unserem Anti-Brumm ein. Chemie können die Deutschen. Es wirkt.

Das ist unser Kahn

Der Milford Sound ist der schönste Fjord mindestens Neuseelands. Unsere zweieinhalb stündige Bootsfahrt geht einmal bis zum Meer und wieder zurück. Es erwartet uns eine atemberaubende Fjordlandschaft. Über 1.000 Meter hohe Felsklippen ragen fast senkrecht auf beiden Seiten aus dem Meer. Wir fahren so dicht an Wasserfälle heran, dass das Boot gewaschen wird. Unser Boot heute ist das erste. Das hat den Vorteil, dass unsere Sicht immer frei von anderen Booten ist. So viele sind es aber auch nicht. 

Die Hinfahrt ist trocken, am Ende regnet es und wir gehen unter Deck. 

Auf dem Milford Sound

Als I-Tüpfelchen halten wir noch bei sich auf einem Felsen räkelnen Seehunden.
Dann fahren wir zurück über Te Anau nach Queenstown. Das liegt am See Wakapitu.
** Der Lake Wakapitu hat die Form eines riesigen S und ist 84 km lang und bis zu 380 Meter tief. An beiden Seiten rahmen ihn Bergketten ein. Der See ändert in Richtung Norden seine Farbe von blau nach türkis. Eine weitere Besonderheit ist sein pulsierender Wasserstand. Alle 5 Minuten hebt und senkt sich er sich. Wissenschaftler machen den Atmosphärendruck dafür verantwortlich. Auch die Wasserqualität ist beeindruckend. Mit einem Reinheitsgrad von 99,9 % ist sie besser als abgefülltes Mineralwasser. Damit ist der Wakapitu der zweitsauberste See der Welt.

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Gestern und heute sind wir viel gefahren. Umso mehr freuen wir uns, dass wir zwei Nächte hier verbringen werden. Queenstown ist eine lebendige Stadt, in der es viele Angebote für Aktivsportler geben soll. Bungee Jumping, Rafting, Kajak, etc. wir sind gespannt auf morgen.

Seehunde

10.02.2017 Te Anau, Milford Sound, Gunns Creek

Te Anau
Der Wecker klingelt um sieben. Wir haben heute was vor. Es geht um 9:55 Uhr zu den Glühwürmchen. Wir steigen dafür auf einen großen Katamaran, der liegt ruhig auf dem schönen See. Zwischendurch kommt immer wieder die Sonne raus. So ist er noch schöner als gestern. 
Bei den Glühwürmchen ist fotografieren verboten. Ich hatte es schon gar nicht zu hoffen gewagt. Ohne Blitz wäre wohl kein Problem, aber man kann bei den Touristen nicht sicherstellen, dass sie ihre Kameras richtig bedienen können. Das Blitzlicht veranlasst die Glühwürmchen dazu, Ihr Licht abzuschalten.

Die Glühwürmchen-Höhle ist insgesamt 7 km lang. Touristen dürfen nur in die ersten 240 Meter. Der Einstieg hat es in sich. In niedrigster Hocke müssen wir die ersten Meter zurück legen. Es ist so schon nicht einfach, aber für Ines mit einem Baby vorm Bauch ist damit das Sportprogramm für heute erledigt. Danach geht es aufrecht weiter. Es ist sehr dunkel. Wir kommen an kleinen und großen Wasserfällen vorbei, dessen Wasser die Höhlen in den Fels gegraben haben. Und dann sehen wir sie. Es sind kleine, knicklichtgrün leuchtende Punkte an der Höhlendecke. Erst vereinzelt, dann immer mehr. Wow! Das haben wir noch nicht gesehen. Für den letzten Teil steigen wir in ein kleines Boot. Auf dem See sehen wir ganz viele und kommen so dicht heran, dass wir sind anfassen könnten, wenn wir dürften (und wollten). Wunderschön! Zusammen werfen sie sogar etwas Licht in die jetzt komplett dunkle Höhle.
Glühwürmchen sind eigentlich Insektenlarven. Sie spinnen bis zu 15 cm lange Fäden, um die mit dem Licht angelockten Insekten zu fangen. Z.B die hier verhassten, kleinen stechenden (unseren Mücken ähnlichen) Sandflies gehören zu ihrer Beute. 

 

Auf dem Weg von Te Anau zu Milford Sound
Um zum Milford Sound zu gelangen, muss man ähnlich wie beim Mount Cook eine ca. 120 km lange Sackgasse fahren. Die Strecke ist bekannt und soll zu den schönsten Bergstraßen weltweit gehörten. Wir sind gespannt. Schön ist es hier ja sowieso überall. Nach ca. 30 km am Ufer entlang des Te Anau, kommen wir durch das Eglinton Valley. Etwas später halten wir bei den 

Mirror Lakes. Das muss bei Windstille noch einen Ticken besser sein, so spiegeln sich die Berge in den glasklaren Seen nicht ganz perfekt. 

Leander flirtet mit jedem und unterhält eine ganze Gruppe Japaner. Er ist hier ein Türenöffner. Alle sind so freundlich zu uns und insbesondere zu ihm. Gestern im Restaurant sind wir bevorzugt worden, als wir auf einen Platz drinnen gewartet haben. 

Für einige interessanter als die Mirror Lakes: Leander
Eine Dame warnt uns noch vor den Sandflies. Einige juckende Stiche habe ich schon von der One-Penguin-Expedition.
Weiter geht’s durch Fifty, eher 5.000, Shades of Green, traumhafte Südbuchenwälder. Der Himmel zieht sich zu. Es beginnt zu regnen. Macht nichts. Die Farben wirken so noch intensiver. Auf der Strecke begegnen uns immer mal wieder zutrauliche Keas, eine Papageienart.

Ein weiteres Highlight ist ein grandioser Gebirgsbach mit stahlblauem Wasser. Er sieht aus wie das Ideal eines Gebirgsbaches. 

Bergbach
10 km vor Milford Sound müssen wir durch einen 1,2 km langen Homer Tunnel. Er wurde 1938 begonnen und erst 1952 fertiggestellt. Er ist nur 60 cm höher als uns Wohnmobil und in der Hauptverkehrszeit nur in eine Richtung zu befahren. Es macht keinen Spaß; die Straße darin ist schlecht, er ist eng, niedrig und hat ein starkes Gefälle.
Stahlbaues Wasser
Um 18 Uhr kommen wir endlich an, das ist gut, ich bin jetzt auch fix und fertig. Der letzte Teil der Strecke, nach dem Tunnel, war anspruchsvoll zu fahren. Dazu regnet es die ganze Zeit. 

Das gibt’s doch nicht! Der Campingplatz ist ausgebucht. Ungläubig starren wir die Dame an. Sie könne uns eine Nacht im Chalet anbieten. Für 420 Dollar! Am liebsten möchte ich wortlos gehen. Wir überlegen, was wir tun können. Grundsätzlich ist wild-campen erlaubt, aber ausgerechnet hier ist es bei 300 Dollar Strafe verboten. Immerhin billiger als das Chalet. Wir sind bedient. Wir versuchen es erst noch im „Ort“. Hier ist außer einer Landebahn, dem Bootsanleger und einer Lodge nichts. Genervt drehen wir um. Wir müssen 35 km zurück. Wieder durch den Tunnel und unklar, ob der nächste Campingplatz noch was frei hat.

Homer Tunnel
Der Rest geht über eine acht Kilometer lange Schotterpiste; mit Schlaglöchern. Der Campingplatz ist einfach und ohne Strom, aber natürlich in bester Lage. Unseren Stellplatz können wir selber wählen. Wir nehmen einen direkt neben dem Gebirgsbach. Bislang der schönste auf unserer Strecke. Wir lümmeln uns im Wohnmobil in unsere Lounge-Ecke und gönnen uns einen Sundowner: ich ein Bier, Ines ein alkoholfreies und Lenni sein Fläschchen. In diesem Moment sind wir die glücklichsten Menschen auf diesem Planeten. Und auch ein bisschen froh, dass wir nicht noch auf einen anderen Campground müssen.

Nah am Wasser