Lenni schläft auch deswegen bei uns. Wir sind alle nicht ganz gesund. Nachts ist es schlimmer. Tagsüber geht es.
Duschen kostet hier extra. Aber wir plündern die Urlaubskasse. Die zwei Dollar sind ist es uns wert. Fühlt sich gleich viel besser an.
Wir müssen bis 10 Uhr runter vom Platz, das wird knapp. Weil wir wieder erst spät schlafen konnten, kommen wir morgens nicht früh aus dem Bett. Wir machen uns im Rekordtempo fertig. Und schaffen es. Fast. Hat aber keine Konsequenzen.
Auf zur Kapelle Church of the Good Shepard! Nach knapp 1,5 Minuten Fahrtzeit sind wir endlich da. Jetzt bekommt Lenni auch seine Morgentoilette und Frühstück. Man muss halt Prioritäten setzen.
Die interkonfesionelle Kirche (von der Größe ist es eher eine Kapelle) wurde 1935 erbaut. Sie ist ein Touristenmagnet. Als Besonderheit hat sie statt eines Altars ein großes Panaromafenster mit Blick zum See. Unser Reiseführer nennt den Anblick „fast schon andachtsstörend schön“. Leider darf man nicht fotografieren. Es ist wirklich schön.
Auf dem Weg zum Mount Cook kommen wir am Lake Pukaki vorbei. Er hat die gleiche türkise Wasserfarbe, wie der Lake Tekapo und ist noch größer. Wir fahren kilometerweit an seinem Ufer entlang. Hinter dem See erstreckt sich ein spektakuläres Tal am Fußes des Mount Cook. Wir staunen überwältigt.
„Ping!“, reißt uns die Tankanzeige aus der Begeisterung. Ich fasse es nicht! Wir haben vergessen zu tanken. Bis zu unserem Ziel ist es nicht mehr weit. Aber gibt es dort eine Tankstelle? Der Campingplatz wird jedenfalls nicht mal Strom haben. Ich werde nervös und ärgere mich.
Es gibt eine Zapfsäule zum Selbertanken. Zum Glück, denn unsere Webasto-Standheizung funktioniert auch mit Diesel. Und die werden wir ganz sicher diese Nacht brauchen.
Der Campingstellplatz ist ein sehr einfacher, ohne Strom und Wasser, aber die Landschaft entschädigt dafür. Die Gebühr wirft man passend in eine Box. Dafür müssen wir uns zwei Dollar bei unseren malayischen Nachbarn leihen.
Wir starten die Wandertour zum Mount Cook (natürlich nicht zum Gipfel). Hinten den Kamera-Rucksack und vorne, zum Gewichtsausgleich, Leander. Es kann los gehen!
Der Mount Cook ist der höchste Berg Neuseelands und mit über 3.700m deutlich höher als unsere Zugspitze.
Zurück im Wohnmobil gibt’s Kaffee und Fudge, eine sehr kalorienreiche Süßigkeit. Das Wohnmobil schwankt im Wind.
Wir beneiden die Zeltcamper nicht. Einige Zelte stehen schon nicht mehr. Wir beobachten aus warmer Entfernung, wie unsere Nachbarn ihre verwehten Sachen zusammen suchen. Der Wind wird stärker. Plötzlich fliegt ein Zelt samt Packsack 20, 30 Meter hoch und vor allem weit durch die Luft. Kurz müssen wir lachen, bis wir unseren Nachbarn panisch hinterher laufen sehen. Den werden wir heute nicht mehr wieder sehen. Wir drücken ihn die Daumen.
Drinnen im Warmen wirkt das schwanken gemütlich. Wir essen ein indisches Fertiggericht, und es schmeckt uns in dieser Situation großartig. Jetzt prasselt auch noch Regen auf’s Dach und an die Seite.
Nachts schwankt das Wohnmobil zwischendurch so stark, dass wir froh sind, als die Nacht vorbei ist. Lenni schläft die ganze Nacht durch.