Dunedin

07.02.2017 Dunedin, Catlins, Papatowai

Jack’s Blowhole
Wir müssen um zehn vom Campingplatz runter, deswegen haben wir schon geplant, dass wir später frühstücken. Beim Zündung starten gibt es ein lautes Alarmsignal und eine Lampe leuchtet rot im Armaturenbrett. Was ist das denn jetzt? Irgendwas kaputt? Ah, das Stromkabel ist noch angeschlossen.

Unser deutscher Haferbrei für Leander ist alle, ab jetzt bekommt er richtigen. Der ist etwas gröber. Beim zweiten Versuch isst er ihn auch. Überhaupt hat er hier sehr viel Hunger.
Unser Ziel für die nächsten Tage ist das Gebiet ganz im Süden der Südinsel. Catlins heißt die schroffe Küstenlandschaft, in der es Wasserfälle, Urwald und eine tolle Landschaft geben soll. 

Die hügelige Landschaft sieht aus wie in einem kitschigen Film. Schafe und Kühe weiden in der Sonne. Was für ein Idyll!

Urwald auf dem Weg zum Wasserfall
Neuseeland insgesamt ist bis jetzt für mich der Inbegriff von heiler Welt. Die Landschaft ist so zauberhaft wie im Auenland. Straßen, Schilder, Zäune, ja sogar die Toiletten sind intakt und gepflegt. 
Über eine Schotterpiste (selbst die sind in Ordnung und fast schlaglochfrei) fahren wir zu Jacks Bays. Es ist stürmisch, es regnet und die Außentemperaturanzeige sagt uns: „10 Grad“. Ob das was wird? Wir sind uns nicht einig. Als wir ankommen, haben sich die Wolken fast komplett verzogen, aber es ist nicht wärmer geworden. 

Wir ziehen und warm an und wandern zu Jack’s Blowhole, einem senkrechten Loch in den Felsen. In 55 Metern Tiefe schäumt das Meer, obwohl wir hier 200 Meter von der Küste entfernt sind. Es gibt eine unterirdische Verbindung. Manchmal, aber nicht heute, spritzt das Wasser senkrecht nach oben. Auch so ist es beeindruckend. 
Auf dem weiteren Weg halten wir bei mehreren Wasserfällen. Die Purakaunui Falls erreicht man nach kurzer Wanderung durch einen Urwald.

Ebenso die Matai und Horshoe Falls.

Was hier wirklich gut gemacht ist: an den gut ausgeschilderten Wanderwegen stehen auch die Zeiten, wie lange man etwa benötigen wird. 

Purakaunui Falls – Eines der meistfotografierten Motive in Neuseeland

900 Meter vor unserem heutigen Campingplatz ist eine Brücke gesperrt und wir müssen 14 km auf einer Schotterpiste einen Umweg fahren.
Nach über einer Woche findet Ines endlich Ihre Uhr wieder. Leider ist ist sie stehen geblieben, die Batterie ist leer!

Unglaublich, in was für kleinen Autos die Leute hier campen. Aus unserem Camper beobachten wir die anderen, wie sie sich im Regen beeilen, ihre Sachen zusammen zu suchen. Es gibt hier „Camper“, die sind kaum größer als ein deutscher Kombi. Trotzdem schlafen zwei Personen darin. Unter dem Schlafplatz gibts es noch etwas Stauraum.

In einem baugleichen mit unserem haben wir schon fünf Erwachsene gesehen. Wir sind verweichlicht und verwöhnt. Wir möchten mit keinem tauschen. Die Sonne kommt raus, wir sehen einen kompletten Regenbogen. Herrlich!

06.02.2017 Dunedin, Otago Halbinsel

Albatros gleitet dicht über der Wasseroberfläche
Heute morgen läuft unsere Sitznachbarin vom ersten Flug an uns vorbei (das Pärchen aus Jena mit den zwei kleinen Kindern). Zufälle gibt’s! Wir tauschen Erfahrungen aus. Sie haben fast alles gesehen, was wir auch gemacht haben. Aber im Zelt.

Mein persönlicher Tag fängt damit an, dass ich einen frischen, akkuraten Möwenschiss auf meiner Hose entdecke. Während ich mich frage, wann das passiert ist, stellen wir fest, dass unsere Abwasseranzeige offensichtlich nicht läuft. Im Bad schwimmt unter anderem unsere Schmutzwäsche in einer braunen Brühe. Geht ja gut los heute! Zum Glück sind Abwasser und Toilette voreinander getrennt. Nicht auszudenken…!
Die Wettervorhersage für heute ist nicht gut. Unser Tagesausflug führt uns heute zur Otago Halbinsel, die direkt bei Dunedin beginnt. Auf dieser Halbinsel soll man vielen Tierarten leicht begegnen können.

Fütterung

Unser erster Stopp führt uns zum Royal Albatros Zentrum. Nach einer Einführung durch unseren motivierten Guide und einen Film über die Otago Halbinsel und die Aufzucht der Albatros Kolonie, steigen wir auf den Hügel hinauf. Dort können wir hinter Glasscheiben einen traumhaften Blick auf die Kolonie genießen. Den ganzen Tag war es windstill. Aber die Albatrosse benötigen starke Aufwinde zum Fliegen. Und jetzt ist es plötzlich sehr windig. Was für ein Glück! Zahlreiche Albatrosse fliegen. Das ist ein wundervoller Anblick. Entweder sie spreizen ihre gewaltigen Flügel und gleiten einfach nur oder sie kommen ganz tief übers Wasser angeflogen, um die Aufwinde am Berg zu nutzen, um dann in Sekunden auf unserer Höhe zu sein. Wir könnten stundenlang zuschauen.
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Albatrosse werden bis zu 60 Jahre alt und haben eine Spannweite von über 3 Metern. Während der Aufzucht erreichen Jungtiere ein Gewicht von 12 kg. Das ist insofern beachtlich, weil ausgewachsene Vögel „nur“ noch etwa 7 kg wiegen. Die Jungen brauchen viel Energie zur Entwicklung der Flügel. 

Sind die dann flügge, machen die sich treuen Eltern ein Jahr Pause, bevor sie ein weiteres Ei brüten. Die Jungen verbringen dann fünf Jahre nur auf dem Wasser, bevor die wieder an Land kommen. Die Hauptnahrung ist Tintenfisch. Hier auf der Otago Halbinsel befindet sich die einzige Kolonie auf dem Festland weltweit. 

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Eigentlich nicht zu übersehen – habe ich aber

Über eine Schotterpiste geht’s zu Allans Beach. Die Seehunde sind unser Ziel. Über einen kleinen Trampelpfad durch Wiesen und Dünen geht es an den großen fast menschenleeren Strand. Ein traumhafter Anblick! Vielleicht wegen des durchwachsen Wetters. Einen Seehund finden wir gleich am Anfang. Wir halten den empfohlenen Anstand von zehn Metern ein. Ist das der einzige? Wir gehen weiter und sehen zunächst keinen. Als ich eine angespülte Alge inspizieren möchte, bellt mich plötzlich ein Seehund unmittelbar vor mir an. Ich wäre beinahe in ihn reingelaufen. Ich weiß nicht, wer sich mehr erschreckt hat.

Strahlefrau und Sohn

Dann sehen wir noch mehr. Unglaublich, dass wir hier fast alleine sind. 
Auf dem Rückweg wollen wir noch zu Larnach Castle. Das ist eine Burg nach schottischem Vorbild, die ein reicher Bürger bauen lies, um seine adelige Frau zu beeindrucken. Auf dem Weg dorthin fahren wir eine für unser Wohnmobil etwas schmale, kurvige Strecke den Berg nach oben. Es regnet. Als wir weiter nach oben kommen, sind wir in den Wolken.
Auf dem Weg zu Larnach Castle
Die Sicht ist schlecht. 72 Dollar Eintritt? Dass es Eintritt kostet, haben wir vermutet, aber so viel? Ohne sehen wir noch nicht mal den Garten, geschweige denn das Schloss von außen. Enttäuscht drehen wir um. Dieser Weg war vergeblich. 
Abends gibt es Chili Con Carne. Bei diesem Wetter genau das richtige.
Natürlich reist es sich mit Kind anders. Wir brauchen morgens immer sehr lange, bis wir abfahrbereit sind. Aber wenn Leander abends auf meinem Bauch einschläft und im Schlaf noch lacht, entschädigt alleine dieser Moment für jede Verspätung. 

05.02.2017 Dunedin

Picknick bei Oktagon
Wir bleiben heute und morgen in Dunedin (Däniehdenn gesprochen, ich kann es mir nicht merken!). 
Der Tag beginnt herrlich, es ist warm und Sonne und Wolken wechseln sich ab. Wir frühstücken das erste mal draußen. Wir haben versucht, überwiegend neuseeländische Produkte zu kaufen. Z.B. Schokobrotaufstrich und Marmelade. Die Zutaten sind auch von von hier, verrät das Etikett. Aber „Made in Poland“ gilt für die Marmelade und „Made in Germany“ ist unser Pseudo-Nutella. Das macht ökologisch nur so richtig Sinn, wenn wir die Reste wieder mit nach Deutschland nehmen.

Bahnhof von Dunedin

Die zahlreichen Möwen hier lauern, ob nicht doch etwas herunter fällt. Sie sind wachsam aber nicht aufdringlich. 
Die Geldscheine sind übrigens auffallend schön. 
Uns ist der Humor der Neuseeländer aufgefallen. Wo bei uns ein einfaches Parkverbotsschild hängt, steht hier noch der Satz drunter „Tu’s einfach nicht“. Eine Supermarktwerbung auf einem Bus beschreibt Ihr Kundenbindungsprogramm so: „Wir sind sind nett zu Dir. Du kommst wieder.“
Sogar die Busfahrer sind unheimlich freundlich. Nach einem Schichtwechsel winkt er noch mal den Fahrgästen zu und verabschiedet sich. Kann ich mir irgendwie in Hannover nicht vorstellen. 
Lecker Lachs
Wir fahren also mit dem Bus ins Zentrum von Dunedin, zum „Oktagon“. Ein achteckiger Platz mit Parkflächen und Busbahnhof in der Mitte. Die Stadt ist schottisch geprägt. Das Vorbild war Edinburgh. Auch der Name leitet sich davon ab. 

Lenni bekommt sein Essen auf der Wiese im Schatten der schönen Bäume vor dem Rathaus. 
Neben uns spielt eine Drei-Mann-Kapelle immer „Hare Krishna“. Die sehen so aus, als würden sie das seit vierzig Jahren machen. 

Wir laufen etwas planlos durch die Stadt und schauen uns unter anderem den wundervollen Bahnhof und den chinesischen Garten an. 

Immer wieder begegnen uns gut erhaltende Young- bzw. Oldtimer.
Heute sind wir mit allem früher dran. Deswegen gibt es den leckeren Lachs von der Twizel-Farm heute. Das Wetter ist so gut, dass wir bis zum Sonnenuntergang draußen bleiben können und es auch tun. 

04.02.2017 Oamaru, Dunedin

Steampunk Oamaru
Unser Warmwasser im Wohnmobil geht nicht. Dabei wollten wir es heute das erste Mal benutzen. Das ist zwar schade, aber nicht lebensnotwendig. Bevor wie heute weiter fahren, schauen wir uns noch mal den Ort an. Jetzt haben die Geschäfte gerade noch geöffnet. Es ist Samstag und sie schließen um 13 Uhr. Noch schnell in die Apotheke und Hustensaft kaufen, dann gehen wir mal ins skurrile Künstlerviertel. Mit einem Eis gestärkt, schauen wir erst bei einem Bildhauer vorbei. Bzw. in dessen Atelier, denn es ist niemand da.
„Teleporter“ im Steampunk
 Stattdessen hängt da ein großes Schild, auf dem sich der Künstler bedankt, dass man keine Fragen stellt. Z.B. wo es das nächste Bier gibt, wo die nächsten Toiletten sind, wie lange eine Skulptur dauert und ob der Staub harmlos sei. Ganz groß steht darunter: „Ja, es ist ein richtiger Job!“ Offensichtlich ist er genervt von den Touristenfragen. Am liebsten hat er wohl gar keinen Kontakt zu Kunden, denn neben kleineren Skulpturen zum Mitnehmen steht eine Box, in die man das Geld tun soll. Danach teilen wir uns auf; Ines bummelt mit Leander noch weiter, ich gehe in das Steampunk HQ. Das ist ein von Künstlern zusammengestelltes Kuriositätenkabinett. Fast alle Kunstwerke sind aus altem Eisen oder Metallteilen. Einige machen Musik, andere Geräusche oder blinken. Im Hof stehen große Fantasie-Maschinen aus Schrott gefertigt.

Auf dem Weg nach Dunedin halten wir bei den Moeraki Boulders. Das sind runde Felsen, die innerhalb von vier Millionen Jahren komplett rund geformt worden sind und jetzt am Strand liegen und eine Touristenattraktion sind.

Letztendlich auch nur ein paar Steine
 Obwohl Neuseeland sehr groß ist und man nie das Gefühl hat ein Ort sei überlaufen, treffen wir Frank wieder; er hat seinen Stellplatz direkt gegenüber von unserem. In Dunedin werden wir drei Nächte bleiben.

Der frische Lachs fällt aus. Die Küche auf dem Campingplatz hat schon zu und im Wohnmobil trauen wir uns nicht den Fisch zu braten. Also gibt es nur Reis mit Soße. 
Wir fühlen uns hier sehr sicher, haben das Gefühl, man müsste das Wohnmobil nicht mal abschließen. Wir tun es natürlich trotzdem.