Arizona

06.10.2015 Vom Grand Canyon über die Route 66 in den Joshua Tree Park

Heute Nacht hat es durchgehend geregnet und es regnet immer noch. Deshalb entscheiden wir uns früh aufzubrechen. Hier macht es keine Freude mehr. Weil wir so früh unterwegs sind, hoffen wir, die Zwischenstationen in Kingman überspringen zu können. Das liegt auf halber Strecke in den Joshua Tree Park – unser eigentliches nächstes Ziel. 
 

Route 66 – hat schon bessere Zeiten erlebt
 
Und das machen wir auch. Bereits vor dem Mittag haben wir die Hälfte hinter uns und fahren bei Kingman ein Stück die legendäre Route 66. Genauer ist es nun die Historic Route 66, denn durch den Ausbau der Interstate 40, ist die als Ost-West-Verbindung überflüssig geworden. Wir haben sie uns anders als vorgestellt. Sie ist sehr schmal und kurvig. Oft fehlen trotz des Abgrund Leitplanken. Die Anwohner der Straße wohnen in zerfallen Häusern oder ausrangierten Wohnwagen. In der einzigen Stadt Oatman stehen noch ein paar alte Holzhäuser für Touristen. Esel laufen durch den Ort und bleiben dickfellig vor den Autos stehen. Den Charme vergangener Tage kann man hier nur noch erahnen. Es wirkt, als wolle man krampfhaft die Vergangenheit konservieren. Aber ohne Durchgangsverkehr kommt auch kein Geld mehr. 

 

Oatman – Auf 200 Metern der Rest von gestern
 
Bis auf das letzte Drittel regnet es fast durchgängig. Zwei LKW Unfälle sind das Ergebnis. Auf dem ganzen Weg gibt es gefühlte sieben Kurven. Der Rest geht geradeaus. 
Nach 600km und 8 Stunden Fahrt kommen wir im Joshua Tree Park an.

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Der Joshua Tree kommt nur hier in der Mojave-Wüste vor und sieht aus wie ein Kaktus, gehört aber zu den Palmlilien. Sie werden baumgroß und bis zu 900 Jahre alt. 

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Der einfache Campground „Jumbo Rocks“ ist ein wundervoller Platz inmitten großer Felsen. Die Landschaft wirkt wie aus einem Märchen. 

Hier scheint die Sonne und es ist sehr ruhig. Einfach herrlich! Trotzdem zollt die lange Fahrt ihren Tribut. Wir sind geschafft. Obwohl einer der Wanderwege direkt am Campingplatz beginnt, entschließen wir uns, heute auszuruhen und nur noch den Grill an zu werfen. 
Am Lagerfeuer lassen wir den Tag enden. 

 

Campen zwischen Joshua Trees und Jumbo Rocks
 
PS Der Sternenhimmel ist hier noch schöner, als im Bryce Canyon. Mein neues Stativ kommt so doch noch zum Einsatz. Wir sehen tatsächlich zwei Sternschnuppen. 

05.10.2015 Vom Lake Powell zum Grand Canyon

Die Nacht hat es nur geregnet und gewittert. Eigentlich standen heute die Antilope Canyons auf dem Programm. Das sind Slot Canyons, die bei Sonnenschein einmalige Fotos gelingen lassen. Ich hatte mir extra dafür noch ein Stativ gekauft. Jetzt ist das Wetter so schlecht, dass wir nicht nur keine guten Bilder machen können, sondern gar nicht erst rein kommen. Der Lower und der Upper sind beide gesperrt. 1997 sind bei einer Sturzflut 17 Leute ums Leben gekommen. Kein Wunder, Wasser hat die Canyons ja auch gegraben. Ich bin maßlos enttäuscht. 
 

Grand Canyon
 
Wir fahren also weiter zum Grand Canyon. Auf dem Weg erleben wir Starkregen, Wind und Gewitter. Ich habe zwischenzeitlich Schwierigkeiten, das Wohnmobil geradeaus fahren zu lassen. Heute und morgen ist laut WetterApp keine Besserung in Sicht. Na super! Und wir haben nur einen Tag für den Grand Canyon geplant. Kurz vor der Ankunft wird es besser und hört auf zu regnen. Wir können an einem Aussichtspunkt einen ersten Blick auf den Canyon werfen. Er trägt seinen Namen nicht zu unrecht. Das was wir sehen, ist riesig. 1.300 Meter tiefer fließt irgendwo der Colorado River. Man erahnt ihn nur.

 

Grand Canyon verhagelt – aber nicht die Stimmung
 
Auf dem sehr einfachen Campingplatz angekommen gießt es und hagelt sogar. Eigentlich ist der Platz nur für RVs bis 30 Fuß, aber bei der Anmeldung bemerkt es glücklicherweise niemand. Wir werden vor den klugen Raben und den aggressiven Elchen gewarnt. Aus dem Fenster beobachten wir später, wie die Raben bei unseren Nachbarn den Platz nach verwertbarem durchsuchen. Als der Regen sich erneut verzieht, nehmen wir einen Shuttle zur Rim (Kante) und spazieren daran entlang. Es ist der erste Tag, an dem es für ein T-Shirt zu kalt ist. Wir sehen einen Lebensmüden etwas entfernt auf den steilen und schmalen Felsen rumkrackseln und Selfies machen. Wir können kaum hinsehen. 

Als sich Regen andeutet, fahren wir zurück und verbringen den Abend im Wohnmobil. Der Grand Canyon ist wirklich beeindruckend und riesig. Aber unser Glückstag war es heute nicht. 

04.10.2015 Vom Bryce Canyon zum Lake Powell

Diese Nacht lief die Heizung durch. Nachts hat es gefroren. Wir fahren sehr früh los und mit jedem Kilometer steigt das Thermometer. Unter anderem über die Canyon Avenue fahren wir südlich nach Arizona. Unser Ziel ist der Lake Powell. Dort ist es wieder warm. 

 
   

„Horseshoe Bend“ des Colorado River
  
Ganz in der Nähe davon, halten wir bei „Horseshoe Bend“. Das ist ein Aussichtspunkt, von dem aus man eine spektakuläre (nie passte das Wort irgendwo besser) Biegung des Colorado Rivers in Form eines Hufeisens sehen kann. Um dorthin zu gelangen, muss man vom Parkplatz noch etwa einen Kilometer gehen. Der Fluss hat sich im Laufe der Jahre sein Bett 300 Meter tief gegraben – so weit ist es vom oberen Rand bis nach unten. Es gibt keinen Eintritt und keine Geländer. An der felsigen Kannte geht es steil (und ich meine richtig steil) nach unten. Viele Touristen laufen umher und machen lebensgefährliche Selfies direkt am Abgrund. Wir nicht, sondern fotografieren uns gegenseitig. ? 

 

Bis an die Kante traue ich mich nur auf dem Bauch
 
Wir haben wirklich weiche Knie, aber es muss sein, zu besonders ist der Anblick. 

Der Campingplatz hat Full-Hook-Up und Blick auf den tollen See. Dort angekommen, wollen wir uns gerade für eine Erkundung der Umgebung fertig machen, beginnt es zu regnen. Regen? Damit haben wir hier hat nicht gerechnet. Also gammeln wir im hinteren Flügel unseres Wohnmobils. 

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Der Lake Powell ist bei maximaler Stauhöhe rund 300 km lang und entstand in den 1960er Jahren als der Colorado River durch den Glen-Canyon-Staudamm aufgestaut wurde. Der See hat eine über 3.000 km lange Küstenlinie. Diese ist länger als die gesamte Westküste. Es ist nach dem Lake Mead der zweitgrößte Stausee in den USA und grenzt im Süden an den Grand Canyon. Ist der See voll, bedeckt er 96 Canyons. Zurzeit ist viel Wasser (u.a. von Las Vegas) entnommen und die Küstenlinie stark zurück gegangen. 

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Als sich die Sonne noch mal Blicken lässt, gehen wir noch mal kurz zum Strand und sehen noch den Sonnenuntergang. Am See gibt es Fischausnehm-Stationen für Angler und Grillplätze. 

 

Südlicher Teil des Lake Powell mit Staudamm (rechts)
 
Die drei indianischen Frauen, denen wir heute begegnet sind, waren auffallend nicht so freundlich, wie die restlichen Amerikaner. Mal sehen, ob das repräsentativ ist. 

02.10.2015 Vom Zion National Park in den Bryce Canyon

Irgendwie kommen wir heute nicht in die Gänge. Wir frühstücken später und länger als geplant. Vielleicht ist es die eine Stunde Zeitverschiebung zu Kalifornien. Vielleicht liegt es auch am Blick vom Bett aus dem Fenster auf den Sonnenaufgang auf dem Canyon.  

Blick aus dem Bett
 Irgendwann fahren wir dann los und durch den Zion Park hindurch. Weil unser RV Übergröße hat, müssen wir ein spezielles Tunnel Ticket erwerben und fahren im Konvoi durch den engen Tunnel. Dieser ist nur etwas höher als unser Wohnmobil und nicht breit genug, dass zwei Autos an einander vorbei fahren können. Geschweige denn zwei Wohnmobile. Außerdem ist er drinnen schwarz und nicht beleuchtet. Es ist sehr unangenehm, dort durch zu fahren. 

Nach weniger als 90 Meilen kommen wir nach angenehmer Fahrt im Bryce Canyon an. Dieser empfängt und mit einem Felsentor, durch das wir hindurch fahren. Sehr schön, das fängt ja gut an! Hier ist es sonnig, aber deutlich kühler. Nachts soll es sogar Frost geben können. Aber zum wandern genau richtig. 
Der Campground hier ist einfach und ohne Full-Hook-Up. Dafür aber sehr ruhig und die Nachbarn sind weit weg. 
Wir essen noch Mittag und los geht’s. Der Trail startet ganz dicht am Campground. Wir müssen eine kleine Steigung überwinden, um ihn zu erreichen. Oben angekommen, fällt uns bereits die Kinnlade herunter. Wir sehen eine unfassbar schöne felsige Landschaft. Wir sind wirklich baff; so etwas haben wir noch nicht gesehen. Wir wandern einige Wanderwege entlang. Ich schieße unzählige Fotos, ich kann nicht anders. Hinter jeder Kurve gibt es andere Formationen zu sehen.

 

Bryce Canyon
 
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Der Canyon ist nach der Familie Bryce benannt und durch Vulkan Aktivitäten entstanden. Er ist Teil des Colorado Plateaus, welches sich über vier Bundestaaten erstreckt und befindet sich in Utah.

Die Landschaft hier ist in einem ständigen Wandel, weil die Erosion weiterhin die beeindruckenden Felsen formt. Immer wieder Stürzen einzelne Säulen (Hoodoos genannt) ein, oder Teile davon. Manchmal entsteht ein Bogen. Auch ganz neue Felsen kommen im Laufe der Jahre ans Licht. 

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Amphitheater
 Auf unserem Weg kommen wir u.a. am „Amphitheater“, den Felsen mit den Namen „Queen Victoria“ und „Thors Hammer“ vorbei und durch „Queens Garden“. In einer engen Schlucht stehen zwei große Bäume. Das wirkt dort sehr imposant und ist deswegen ebenfalls ein begehrtes Fotomotiv. Aber der Weg selbst ist auch beeindruckend; er nennt sich „Wallstreet“ und schlängelt sich schier endlos im Zickzack nach oben. Am Ende erreichen wir kurz vor dem Sonnenuntergang einen hochgelegenen Aussichtspunkt. Der Blick in die von der Abendsonne erleuchteten Ferne lässt uns ehrfürchtig inne halten. Dieser Canyon ist wirklich einmalig. Meine Speicherkarte ist fast voll und die Akkus fast leer. Unsere auch. Insgesamt sind wir heute über zehn Kilometer gewandert.

 

Schlucht am Ende der ‚Wallstreet‘
 
Abends gibt’s auf unserem Profi-Grill gegrillte Burger. Dann fallen wir glücklich und zufrieden ins Bett.