Südafrika

11.11.2013 Pezulu im Guernsey Private Park, Krüger National Park

Heute stehen wir zur Abwechslung auch mal früh auf, denn es geht zum Krüger National Park.
Statt Frühstück bekommen wir ein Paket mit, damit wir früher los können. Bis zum Krüger Park ist es zwar nur eine Stunde, allerdings wird der Weg drinnen etwa acht Stunden dauern.
Als wir im Park ankommen sind wir die einzigen. Auch Eintritt verlangt niemand. Wir kaufen noch eine Karte des Parks, um zu wissen wo es lang geht.
Der Park ist einfach riesig, wir fahren den ganzen Tag mit dem Auto und sind trotzdem noch lange nicht durch. Unterwegs sehen wir unzählige Tiere, darunter zahlreiche bunte und fremde Vögel, Büffel, Löwen, Zebras, Giraffen, Nashörner, Impalas, Nilpferde, ein Krokodil, Warzenschweine, Affen, diverse Wildarten und Elefanten. Elefanten hätten wir auch lange und aus nächster Nähe können, wenn Ines nicht eine neue Phobie entdeckt hätte. Die Angst vor Elefanten. Daran müssen wir noch arbeiten, denn in den nächsten Tagen besuchen wir noch einen Elefantenpark…

Elefant
aufmerksamer Elefant

Für diese Nacht sind wir in einem Rondavel. Das ist eine typische runde Hütte mit Strohdach. Diese Unterkunft ist eher einfach. Zumindest ist sie nicht mit der letzten zu vergleichen. Glücklicherweise sind überall Fliegengitter, denn hier ist Malariagebiet und wir haben wegen der zu erwartenden Nebenwirkungen keine Prophylaxe eingenommen. Bislang haben wir wenige Mückenstiche, da es hier in letzter Zeit sehr trocken war. Ganz anders als jetzt, die letzten beiden Tage hat es oft genieselt.
Gerade sitzen wir in einem Restaurant in unserem Camp (Pistoriuskop) obwohl die Umfragewerte (Zufriedenheitsindex) an der Rezeption eher schlecht waren. Aber es ist das einzige hier. Unsere Erwartungen werden leider nicht enttäuscht.
Auf dem Rückweg verlaufen wir uns, aber Ines findet den Weg.

Rondavel
Rondavel – typische runde Hütte mit Strohdach

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Der weltbekannte Krüger Park wurde 1898 gegründet und ist mit fast 2 Millionen Hektar eines der größten Tierreservate der Welt. Von Osten nach Westen erstreckt er sich über 60 Kilometer und von Norden nach Süden über 350 Kilometer. Es gibt dort 507 Vogelgattungen und 147 unterschiedliche Säugetierarten.
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10.11.2013 Pezulu im Guernsey Private Park

Die Nacht ist unruhig, denn es ist sehr windig. Aber das Baumhaus ist so groß, das es sich keinen Zentimeter bewegt. Außerdem ist es lauter als gedacht, man hört Grillen und Frösche.
Heute ist wieder nichts mit ausschlafen. Im Gegenteil, wir müssen 5:10 Uhr aufstehen, denn wir sind zum Game Walk – ein Marsch durch den Busch um Tiere zu sehen – verabredet.
Wir schleichen durch den Busch und die ersten Lebewesen die wir sehen ist eine andere Gruppe. Wir müssen lachen und ich mache ausnahmsweise kein Foto.
Tatsächlich sehen wir noch Affen, Büffel, einige Termitenhügel, Mistkäfer bei der Arbeit, tödlich giftige Kakteen, Zebras, Antilopen, Gnus und Toilettenbaum (er hieß anders, aber seine Blätter benutzt man, wenn kein Papier zur Hand ist).
Leider gibt es leichten Nieselregen.
Um acht gibt’s Frühstück und wir tauschen mit den anderen Reisenden ein paar Erfahrungen aus.

Geier
Geier

Während ich hier auf unserer Baumhausterrasse in sitze, hämmert keine drei Meter neben mir ein Specht seinen Schnabel in den Stamm. Bis ich meine Kamera geholt habe, ist er leider weg. Vögel gibt es von hier aus viele zu sehen und jetzt kamen ein paar Gnus vorbei.
Das ist wirklich ein entspannter Tag! Seit dem Frühstück gammeln wir auf unserer Terrasse und blicken ab und zu in den Busch.

mehr Urlaub geht nicht
mehr Urlaub geht nicht

Nach dem High Tea (Kaffee, Kuchen und Quiche) beginnt um 15:30 Uhr unsere erste Safari. Wir werden in einen Park in der Nähe gefahren. Mit so einem Allrad-Wagen verliert die Strecke etwas von Ihrem Schrecken.
Angekommen steigen wir in einen offenen Zehn-Mann-Land Rover und los geht’s. Leider nieselt es schon wieder, dadurch ist es etwas kalt geworden. Aber das kann uns nicht von den folgenden drei Stunden ablenken. Wir sehen Wildschwein, Geier, Giraffen und alle Big Five (die „großen fünf“ sind Nashorn, Büffel, Löwe, Leopard und Elefant) aus allernächster Nähe. In dem Moment, wo wir nur wenige Meter ungeschützt von so wilden und gefährlichen Rauptieren, insbesondere Löwe und Leopard entfernt sind, stelle ich mir vor, in welcher permanenten Gefahr und damit ständiger Unsicherheit die anderen Tiere, z.B. Antilopen, hier leben. Wenn man diese Tier im Zoo sieht, ist das viel abstrakter.

Leopard
Leopard
Büffel
Büffel
Löwe
Löwe
Nashorn
Nashorn
Elefant
Elefant

Während ich das hier schreibe, höre ich Aua! Aua!-Rufe von Ines aus dem Bad. Besorgt schaue ich nach. Ines steht vor der Badewanne. Das Wasser war zu heiß. Am Ende ist das aber noch mal gut gegangen. ;o)
Mittlerweile ist es dunkel. Draußen sehen wir in weiter Entfernung krasses Wetterleuchten. Der ganze Himmel ist hell, wenn es alle drei Sekunden blitzt. So etwas habe ich dieser Intensität noch nicht erlebt.

Außerdem lernen wir Österreicher, Kölner und Italiener kennen.

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Wir treffen ein holländisches Paar auf jeder Station. Juliette und Hans haben fast die gleiche „individuelle“ Tour wie wir. :o)
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09.11.2013 Hazyview, Panorama Route, Pezulu Lodge im Guernsey Private Park

Der Tag beginnt mit einer Dusche unter freiem Himmel. Das ist schon was besonderes.

Dusche
Dusche unter freiem Himmel

Gefrühstückt wird auf der Terrasse in dieser wunderschönen Anlage mitten im Grünen.
Luftlinie ist unserer heutiges Ziel nicht weit weg. Allerdings fahren wir einen großen Bogen entlang der Panorama Route, die ist heute unser eigentliches Ziel.
Zunächst geht es nach Pilgrims Rest, ein ca. 100 Jahre altes, als Museumsdorf erhaltenes Städtchen aus Goldgräberzeiten. Das ist uns ein bisschen zu gestellt und wir halten nicht, sondern fahren nur durch. Zum Glück, denn es gibt auf der Route so viel zu sehen, dass die Zeit am Ende knapp wird.
Zuerst sehen die wir die Mac Mac Falls, das ist ein Wasserfall wie aus dem Bilderbuch.

Mac Mac Falls
Mac Mac Falls

Die meisten Aussichtspunkte kosten Eintritt. Meistens reichen zehn Rand (gut 70 Cent), das ist noch zu verkraften.
Weitere Punkte sind Pinnacle (eine riesige Quarzitsäule in toller Landschaft), God’s Window (Blick aus Gottes Fenster auf die Berge), Bourke’s Luck Potholes (durch Wasser ausgewaschene Steinformationen), und ein atemberaubender Blick auf den Blyde River Canyon. Immer wieder sind wir sprachlos angesichts dieser fantastischen Natur.

Pinnacle Rock
Pinnacle Rock
God's Window
God’s Window
Bourke's Luck Potholes
Bourke’s Luck Potholes
Blyde River Canyon
Blyde River Canyon, Lowveld View

Da wir viel Zeit damit verbraucht haben, die Natur zu bestaunen, müssen wir uns nun beeilen, um vor Anbruch der Dunkelheit noch zur nächsten Station zu kommen. In der Routenbeschreibung werden die letzten 15 Kilometer als eine Schotterpiste beschrieben. Ich habe selten so eine beschönigende Übertreibung gehört. Mal abgesehen von den die kleinen Querrillen, die das Fahren oberhalb von 20 km/h wegen der Vibrationen unerträglich werden lassen, kommen auf der Strecke Huckel, die mit einem normalen PKW kaum zu überfahren sind. Ein Allradfahrzeug wäre hier das Mindeste! Angesichts der Strecke und der ungenauen Wegbeschreibung kommen Zweifel, ob wir richtig sind. Kein anderes Auto weit und breit und die Sonne ist gleich untergegangen. Aber wir wollten ja etwas Abenteuer. Lieber wären wir schon da. Als wir an ein geschlossenes Tor kommen, befürchten wir, umkehren zu müssen. Als sich nach ein paar Sekunden ein Torwart zeigt, sind wir erleichtert. Das war tatsächlich der richtige „Weg“.
Wir sind im Guernsey Private Reserve, einem privaten Park angekommen. Dort werden wir die nächsten beiden Nächte in einem ca. 4m hohen Baumhaus, dem Pezulu Tree House, verbringen. Unseres heißt Marula, benannt nach dem Marula Baum, der mitten hindurch wachst. Drinnen sind sogar viele grüne Zweige. BaumHAUS trifft es wirklich, denn es ist riesig und für uns ganz alleine. Zwei große Zimmer, ein großes Bad mit Badewanne, ein zweites Bad mit Dusche außerhalb und noch ein paar Meter höher. Dahin gelangt man über eine große Terrasse. Hinten gibt es noch eine ca. 15 m² große Terrasse mit Blick auf den Dschungel und sonst nichts. Kein anderes Baumhaus oder irgendein Zeichen der Zivilisation ist zu sehen. Wow! Das hier übertrifft wirklich unsere Erwartungen. Ich vermute, das hier wird auf unserer Reise schwer zu toppen zu sein. Später werden wir merken, dass wir glücklicherweise das vermutlich größte der insgesamt acht Baumhäuser bekommen haben.

Pezulu Treehouse Lodge
Pezulu Treehouse Lodge

Vor dem Abendessen baden wir zusammen, direkt neben uns ist ein großes Fenster mit Blick auf den Dschungel. Leider ist es schon etwas dunkel draußen geworden, sonst wäre es bestimmt noch toller.
Auf der Route habe ich mir tatsächlich einen Sonnenbrand geholt, weil ich die Sonne unterschätzt habe.
Wenn das Abendessen auch nur ok ist, ist es schon perfekt hier. Aber auch das ist gut. Auf einem großen Betonsockel wird erst ein Feuer angezündet und als die Flammen erloschen sind, wird die Glut im Kreis verteilt. Das Abendbüffet wird direkt neben die Kohle gestellt. Das ist eine tolle Idee, denn so bleibt alles heiß und macht auch optisch mächtig Eindruck.
Was für ein toller Tag!

Abendbüffet
Abendbüffet

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Ich bin überrascht, wie zivilisiert das Land ist. Ich habe es mir rückständiger vorgestellt.
Überall gibt es zwar Tore mit Stacheldraht vor den Grundstücken. Bei den Lodges auch Sicherheitspersonal. Uns wird überall geraten, nachts nicht alleine raus zu gehen. Wir halten uns dran und fühlen uns sicher. Bislang haben wir noch keine dunklen Gestalten gesehen. Die Touristengebiete scheinen sicher zu sein.
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08.11.2013 Pretoria, Hazyview

In der ersten Nacht schlafen wir sehr gut, den Schlaf haben wir auch gebraucht. Nach dem englischen Frühstück begrüßt uns eine freundliche Dame von der Agentur und spricht mit uns noch einige Details der Reise durch.
Dann bekommen wir den Mietwagen, es ist ein Ford Fiesta. Koffer passen fast rein. Gegen elf beginnt unsere Reise.

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Die Straßen sind erstaunlich gut. Die Autobahn ist besser als die meisten Straßen bei uns. Möglicherweise hat die WM 2010 hier einiges verbessert.
Nachtrag: Naja, die Landstraßen sind häufig in einem schlechteren Zustand und wir müssen Slalom um riesige (!) Schlaglöcher fahren.
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Auf geht’s zu unserem ersten Ziel, nach Hazyview (von haze = Nebel).
Unterwegs fahren wir schon ein Stück der sogenannten Panoramaroute.
Die Strecke scheint bei Motorradfahrern sehr beliebt zu sein. Jedenfalls rasen einige von ihnen mit unglaublicher Geschwindigkeit vorbei, als wären wir auf einer Rennstrecke. Mittags machen wir halt in Dullstroom und kaufen uns in einem Supermarkt ein Eis und ein typisch afrikanisches Brötchen gefüllt mit Mett und verschiedenen Gewürzen. Damit gesellen wir uns zu einigen Einheimischen unter einen Baum und genießen unsere erste afrikanische Mahlzeit. Anschließend geht es weiter und nach anfänglichen Orientierungsproblemen und einer Irrfahrt zu einer Mülldeponie kommen wir gut voran.

Neben bei Hazyview
Nebel bei Hazyview

Unterwegs gibt es tolle Aussichten. Allerdings kommen wir zwischendurch in so einen dichten Nebel, dass man nichts mehr sehen kann und wir fast eine Stunde kaum schneller als Schrittgeschwindigkeit fahren können. So etwas habe ich noch nie gesehen. Nun überholen wir die Motorradfahrer, die nun angehalten haben. So lebensmüde sind sie wohl doch nicht.
Unsere Lodge in Hazyview ist sehr groß wir haben ein schönes Schlafzimmer und eine Dusche unter freiem Himmel.
Auf Empfehlung besuchen wir abends ein gutes Steak-Restaurant. Wir essen Rinderfilet und ein 500g Rumpsteak mit Getränken (Wein) und Nachspeise für 448 Rand. Das sind umgerechnet ca. 32 Euro.

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Der Wechselkurs liegt zurzeit bei 1:13,8 – für einen Euro bekommt man also knapp 14 Rand. Gut für uns Europäer ist, dass der Euro stärker geworden ist. Vor einem Jahr lag der Kurs noch bei 1:10. Dadurch ist dieser Urlaub fast 40 % günstiger geworden.
Als Trinkgeld gibt man im Restaurant etwa 10%. Parkplatzwächter bekommen 2 Rand. Das ist zwar nicht viel, aber durch kurzes Herauswinken beim Ausparken auch leicht verdient und die Menge macht’s. Es sind meistens Arbeitslose.
Guides bekommen etwa 40 Rand.
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07.11.2013 Hannover, Amsterdam, Pretoria

Der Urlaub beginnt zu früh, 3:30 Uhr Aufstehen ist wirklich nicht unsere Zeit. Aber drei Stunden Schlaf müssen reichen – auf geht’s!


    Erst fliegen wir nach Amsterdam, nach drei Stunden Aufenthalt Richtung Südafrika. Elf Stunden dauert der Flug, es ist eng und sehr kalt im Flieger. Am Flughafen in Johannesburg werden wir schon von einem Fahrer erwartet. Aufgrund einer Fehlinformation landen wir zuerst in einer falschen Lodge, und unser Fahrer klingelt die falsche Person aus dem Bett.
    Gegen Mitternacht kommen wir endlich in der Nähe von Pretoria an. Nach fast 20 Stunden Reisezeit. Aber es sollte sich gelohnt haben…