Jack’s BlowholeWir müssen um zehn vom Campingplatz runter, deswegen haben wir schon geplant, dass wir später frühstücken. Beim Zündung starten gibt es ein lautes Alarmsignal und eine Lampe leuchtet rot im Armaturenbrett. Was ist das denn jetzt? Irgendwas kaputt? Ah, das Stromkabel ist noch angeschlossen.
Unser deutscher Haferbrei für Leander ist alle, ab jetzt bekommt er richtigen. Der ist etwas gröber. Beim zweiten Versuch isst er ihn auch. Überhaupt hat er hier sehr viel Hunger.
Unser Ziel für die nächsten Tage ist das Gebiet ganz im Süden der Südinsel. Catlins heißt die schroffe Küstenlandschaft, in der es Wasserfälle, Urwald und eine tolle Landschaft geben soll.
Die hügelige Landschaft sieht aus wie in einem kitschigen Film. Schafe und Kühe weiden in der Sonne. Was für ein Idyll!
Urwald auf dem Weg zum WasserfallNeuseeland insgesamt ist bis jetzt für mich der Inbegriff von heiler Welt. Die Landschaft ist so zauberhaft wie im Auenland. Straßen, Schilder, Zäune, ja sogar die Toiletten sind intakt und gepflegt.
Über eine Schotterpiste (selbst die sind in Ordnung und fast schlaglochfrei) fahren wir zu Jacks Bays. Es ist stürmisch, es regnet und die Außentemperaturanzeige sagt uns: „10 Grad“. Ob das was wird? Wir sind uns nicht einig. Als wir ankommen, haben sich die Wolken fast komplett verzogen, aber es ist nicht wärmer geworden.
Wir ziehen und warm an und wandern zu Jack’s Blowhole, einem senkrechten Loch in den Felsen. In 55 Metern Tiefe schäumt das Meer, obwohl wir hier 200 Meter von der Küste entfernt sind. Es gibt eine unterirdische Verbindung. Manchmal, aber nicht heute, spritzt das Wasser senkrecht nach oben. Auch so ist es beeindruckend.
Auf dem weiteren Weg halten wir bei mehreren Wasserfällen. Die Purakaunui Falls erreicht man nach kurzer Wanderung durch einen Urwald.
Ebenso die Matai und Horshoe Falls.
Was hier wirklich gut gemacht ist: an den gut ausgeschilderten Wanderwegen stehen auch die Zeiten, wie lange man etwa benötigen wird.
Purakaunui Falls – Eines der meistfotografierten Motive in Neuseeland
900 Meter vor unserem heutigen Campingplatz ist eine Brücke gesperrt und wir müssen 14 km auf einer Schotterpiste einen Umweg fahren.
Nach über einer Woche findet Ines endlich Ihre Uhr wieder. Leider ist ist sie stehen geblieben, die Batterie ist leer!
Unglaublich, in was für kleinen Autos die Leute hier campen. Aus unserem Camper beobachten wir die anderen, wie sie sich im Regen beeilen, ihre Sachen zusammen zu suchen. Es gibt hier „Camper“, die sind kaum größer als ein deutscher Kombi. Trotzdem schlafen zwei Personen darin. Unter dem Schlafplatz gibts es noch etwas Stauraum.
In einem baugleichen mit unserem haben wir schon fünf Erwachsene gesehen. Wir sind verweichlicht und verwöhnt. Wir möchten mit keinem tauschen. Die Sonne kommt raus, wir sehen einen kompletten Regenbogen. Herrlich!
Albatros gleitet dicht über der WasseroberflächeHeute morgen läuft unsere Sitznachbarin vom ersten Flug an uns vorbei (das Pärchen aus Jena mit den zwei kleinen Kindern). Zufälle gibt’s! Wir tauschen Erfahrungen aus. Sie haben fast alles gesehen, was wir auch gemacht haben. Aber im Zelt.
Mein persönlicher Tag fängt damit an, dass ich einen frischen, akkuraten Möwenschiss auf meiner Hose entdecke. Während ich mich frage, wann das passiert ist, stellen wir fest, dass unsere Abwasseranzeige offensichtlich nicht läuft. Im Bad schwimmt unter anderem unsere Schmutzwäsche in einer braunen Brühe. Geht ja gut los heute! Zum Glück sind Abwasser und Toilette voreinander getrennt. Nicht auszudenken…!
Die Wettervorhersage für heute ist nicht gut. Unser Tagesausflug führt uns heute zur Otago Halbinsel, die direkt bei Dunedin beginnt. Auf dieser Halbinsel soll man vielen Tierarten leicht begegnen können.
Fütterung
Unser erster Stopp führt uns zum Royal Albatros Zentrum. Nach einer Einführung durch unseren motivierten Guide und einen Film über die Otago Halbinsel und die Aufzucht der Albatros Kolonie, steigen wir auf den Hügel hinauf. Dort können wir hinter Glasscheiben einen traumhaften Blick auf die Kolonie genießen. Den ganzen Tag war es windstill. Aber die Albatrosse benötigen starke Aufwinde zum Fliegen. Und jetzt ist es plötzlich sehr windig. Was für ein Glück! Zahlreiche Albatrosse fliegen. Das ist ein wundervoller Anblick. Entweder sie spreizen ihre gewaltigen Flügel und gleiten einfach nur oder sie kommen ganz tief übers Wasser angeflogen, um die Aufwinde am Berg zu nutzen, um dann in Sekunden auf unserer Höhe zu sein. Wir könnten stundenlang zuschauen.
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Albatrosse werden bis zu 60 Jahre alt und haben eine Spannweite von über 3 Metern. Während der Aufzucht erreichen Jungtiere ein Gewicht von 12 kg. Das ist insofern beachtlich, weil ausgewachsene Vögel „nur“ noch etwa 7 kg wiegen. Die Jungen brauchen viel Energie zur Entwicklung der Flügel.
Sind die dann flügge, machen die sich treuen Eltern ein Jahr Pause, bevor sie ein weiteres Ei brüten. Die Jungen verbringen dann fünf Jahre nur auf dem Wasser, bevor die wieder an Land kommen. Die Hauptnahrung ist Tintenfisch. Hier auf der Otago Halbinsel befindet sich die einzige Kolonie auf dem Festland weltweit.
**Eigentlich nicht zu übersehen – habe ich aber
Über eine Schotterpiste geht’s zu Allans Beach. Die Seehunde sind unser Ziel. Über einen kleinen Trampelpfad durch Wiesen und Dünen geht es an den großen fast menschenleeren Strand. Ein traumhafter Anblick! Vielleicht wegen des durchwachsen Wetters. Einen Seehund finden wir gleich am Anfang. Wir halten den empfohlenen Anstand von zehn Metern ein. Ist das der einzige? Wir gehen weiter und sehen zunächst keinen. Als ich eine angespülte Alge inspizieren möchte, bellt mich plötzlich ein Seehund unmittelbar vor mir an. Ich wäre beinahe in ihn reingelaufen. Ich weiß nicht, wer sich mehr erschreckt hat.
Strahlefrau und Sohn
Dann sehen wir noch mehr. Unglaublich, dass wir hier fast alleine sind.
Auf dem Rückweg wollen wir noch zu Larnach Castle. Das ist eine Burg nach schottischem Vorbild, die ein reicher Bürger bauen lies, um seine adelige Frau zu beeindrucken. Auf dem Weg dorthin fahren wir eine für unser Wohnmobil etwas schmale, kurvige Strecke den Berg nach oben. Es regnet. Als wir weiter nach oben kommen, sind wir in den Wolken.Auf dem Weg zu Larnach CastleDie Sicht ist schlecht. 72 Dollar Eintritt? Dass es Eintritt kostet, haben wir vermutet, aber so viel? Ohne sehen wir noch nicht mal den Garten, geschweige denn das Schloss von außen. Enttäuscht drehen wir um. Dieser Weg war vergeblich.
Abends gibt es Chili Con Carne. Bei diesem Wetter genau das richtige.
Natürlich reist es sich mit Kind anders. Wir brauchen morgens immer sehr lange, bis wir abfahrbereit sind. Aber wenn Leander abends auf meinem Bauch einschläft und im Schlaf noch lacht, entschädigt alleine dieser Moment für jede Verspätung.
Picknick bei OktagonWir bleiben heute und morgen in Dunedin (Däniehdenn gesprochen, ich kann es mir nicht merken!).
Der Tag beginnt herrlich, es ist warm und Sonne und Wolken wechseln sich ab. Wir frühstücken das erste mal draußen. Wir haben versucht, überwiegend neuseeländische Produkte zu kaufen. Z.B. Schokobrotaufstrich und Marmelade. Die Zutaten sind auch von von hier, verrät das Etikett. Aber „Made in Poland“ gilt für die Marmelade und „Made in Germany“ ist unser Pseudo-Nutella. Das macht ökologisch nur so richtig Sinn, wenn wir die Reste wieder mit nach Deutschland nehmen.
Bahnhof von Dunedin
Die zahlreichen Möwen hier lauern, ob nicht doch etwas herunter fällt. Sie sind wachsam aber nicht aufdringlich.
Die Geldscheine sind übrigens auffallend schön.
Uns ist der Humor der Neuseeländer aufgefallen. Wo bei uns ein einfaches Parkverbotsschild hängt, steht hier noch der Satz drunter „Tu’s einfach nicht“. Eine Supermarktwerbung auf einem Bus beschreibt Ihr Kundenbindungsprogramm so: „Wir sind sind nett zu Dir. Du kommst wieder.“
Sogar die Busfahrer sind unheimlich freundlich. Nach einem Schichtwechsel winkt er noch mal den Fahrgästen zu und verabschiedet sich. Kann ich mir irgendwie in Hannover nicht vorstellen. Lecker LachsWir fahren also mit dem Bus ins Zentrum von Dunedin, zum „Oktagon“. Ein achteckiger Platz mit Parkflächen und Busbahnhof in der Mitte. Die Stadt ist schottisch geprägt. Das Vorbild war Edinburgh. Auch der Name leitet sich davon ab.
Lenni bekommt sein Essen auf der Wiese im Schatten der schönen Bäume vor dem Rathaus.
Neben uns spielt eine Drei-Mann-Kapelle immer „Hare Krishna“. Die sehen so aus, als würden sie das seit vierzig Jahren machen.
Wir laufen etwas planlos durch die Stadt und schauen uns unter anderem den wundervollen Bahnhof und den chinesischen Garten an.
Immer wieder begegnen uns gut erhaltende Young- bzw. Oldtimer.
Heute sind wir mit allem früher dran. Deswegen gibt es den leckeren Lachs von der Twizel-Farm heute. Das Wetter ist so gut, dass wir bis zum Sonnenuntergang draußen bleiben können und es auch tun.
Steampunk OamaruUnser Warmwasser im Wohnmobil geht nicht. Dabei wollten wir es heute das erste Mal benutzen. Das ist zwar schade, aber nicht lebensnotwendig. Bevor wie heute weiter fahren, schauen wir uns noch mal den Ort an. Jetzt haben die Geschäfte gerade noch geöffnet. Es ist Samstag und sie schließen um 13 Uhr. Noch schnell in die Apotheke und Hustensaft kaufen, dann gehen wir mal ins skurrile Künstlerviertel. Mit einem Eis gestärkt, schauen wir erst bei einem Bildhauer vorbei. Bzw. in dessen Atelier, denn es ist niemand da.„Teleporter“ im Steampunk Stattdessen hängt da ein großes Schild, auf dem sich der Künstler bedankt, dass man keine Fragen stellt. Z.B. wo es das nächste Bier gibt, wo die nächsten Toiletten sind, wie lange eine Skulptur dauert und ob der Staub harmlos sei. Ganz groß steht darunter: „Ja, es ist ein richtiger Job!“ Offensichtlich ist er genervt von den Touristenfragen. Am liebsten hat er wohl gar keinen Kontakt zu Kunden, denn neben kleineren Skulpturen zum Mitnehmen steht eine Box, in die man das Geld tun soll. Danach teilen wir uns auf; Ines bummelt mit Leander noch weiter, ich gehe in das Steampunk HQ. Das ist ein von Künstlern zusammengestelltes Kuriositätenkabinett. Fast alle Kunstwerke sind aus altem Eisen oder Metallteilen. Einige machen Musik, andere Geräusche oder blinken. Im Hof stehen große Fantasie-Maschinen aus Schrott gefertigt.
Auf dem Weg nach Dunedin halten wir bei den Moeraki Boulders. Das sind runde Felsen, die innerhalb von vier Millionen Jahren komplett rund geformt worden sind und jetzt am Strand liegen und eine Touristenattraktion sind.Letztendlich auch nur ein paar Steine Obwohl Neuseeland sehr groß ist und man nie das Gefühl hat ein Ort sei überlaufen, treffen wir Frank wieder; er hat seinen Stellplatz direkt gegenüber von unserem. In Dunedin werden wir drei Nächte bleiben.
Der frische Lachs fällt aus. Die Küche auf dem Campingplatz hat schon zu und im Wohnmobil trauen wir uns nicht den Fisch zu braten. Also gibt es nur Reis mit Soße.
Wir fühlen uns hier sehr sicher, haben das Gefühl, man müsste das Wohnmobil nicht mal abschließen. Wir tun es natürlich trotzdem.
Türkisblauer Lake PukakiDiese Nacht war nicht erholsam. Alles wackelte und es war kalt. Der Morgen beginnt freundlicher. Wir überlegen, ob wir die Tour zum Mount Cook jetzt machen. Der ist übrigens das erste mal von Sir Edmund Hillary, Erstbezwinger des Mount Everest, bestiegen worden. Das Wetter ist nicht gut, aber besser als gestern. Nach einigem hin und her, entscheiden wir uns aus Vernunftgründen es nicht zu tun. Wir sind alle nicht ganz gesund und wollen daher kein Risiko eingehen. Also machen wir uns fertig und fahren zurück.
Das Tal, wo der Campingplatz und die anderen Unterkünfte waren, liegt am Ende einer zig Kilometer langen Sackgasse. So müssen wir den gleichen Weg zurück fahren, den wir schon gekommen sind. Und das ist gut so, denn im Gegensatz zu gestern kommt immer mal wieder die Sonne raus und scheint auf den Lake Pukaki, neben dem wir wieder her fahren. Dadurch leuchtet das Wasser extrem und wunderschön türkis.
Lachsfarm hinter TwizelDas Wasserkraftwerk am Lake Pukaki deckt beachtliche 25 % des Strombedarfs der Insel. Überhaupt gibt es hier den höchsten Anteil regenerativer Kraftwerke weltweit. Wie zum Beweis kommen wir noch an mehreren Stauseen und Wasserkraftwerken vorbei.
Bislang haben wir auffallend viele tote Tiere auf der Straße gesehen. Wir rätseln, ob hier mehr überfahren werden oder ob sie bei uns nur schneller entfernt werden.
Auf den Straßen sind selbst die kleinsten Schäden markiert, vermutlich, damit sie bald ausgebessert werden können. Das nenne ich vorbildlich.
Die Brücken, die wir passieren, sind nur von einem Auto gleichzeitig zu passieren. Man sollte auf die Schilder achten (und sie verstehen), wer Vorfahrt hat. Zum Abendbrot heute mal Fisch
Unser Reiseführer erwähnt hinter Twizel eine Lachsfarm. Diese besuchen wir und können dort Lachse füttern. Es ist eine sympathische Farm mit freundlichen Angestellten. Sie sind voll auf Touristen eingestellt. Natürlich nehmen wir Lachs mit. Der Lachsteller vor Ort schmeckt schon mal ausgezeichnet. Plötzlich sind außer uns nur noch Asiaten hier. Es muss gerade ein Reisebus angekommen sein. Sowieso begegnen wir entweder Deutschen oder Asiaten hier in Neuseeland.
Einem weiteren Tipp unseres Reiseführers folgend, übernachten wir in Oamaru. Der Ort ist für seine skurrilen Künstler bekannt und sagt über sich selbst, „wir sind berühmt, weil wir cool sind“. Das können wir ein bisschen nachvollziehen. Eine weitere Besonderheit ist der Landgang der Pinguine, pünktlich zur Dämmerung. Das wollen wir uns nicht entgehen lassen.
Wir kommen für unsere Verhältnisse früh auf einem kleinen netten Campingplatz an.
Die Toilette ist voll! Der König des Wohnmobils muss abdumpen (an diesem Kalauer habe die ganze Fahrt über gefeilt). Die war schnell voll, obwohl wir nur Nummer 1 dort erledigen.
Wir gehen noch durch den Park ins Zentrum. Es ist kurz nach 18 Uhr, erstaunlicherweise haben die Geschäfte geschlossen. Ebenso am Hafen ist kaum noch was los.
Könnten Kormorane seinAber in einer modernen Brauerei tummelt sich das Leben. Endlich bekomme ich auch mein erstes „richtiges“ Bier in Neuseeland. Am Hafen in der Brauerei gibt es Selbstgebrautes und leckere Pizza. Es ist hier so gemütlich, dass wir glatt versacken könnten, wenn die Pinguine nicht noch auf uns warten würden.
Wir vertreiben uns die Zeit, der Landgang ist erst für 20:45 Uhr angekündigt. Im Pinguinzentrum erfahren wir dann, dass Fotografierverbot herrscht. Ich ärgere mich sehr; da ist es mir fast schon recht, dass für heute sowieso ausverkauft ist. Wie soll ausverkauft sein, wenn Pinguine an Land kommen? Egal! Zum Glück konnte ich vorher schon einige Aufnahmen von Vögeln am Hafen machen.
Wir treffen unseren Platznachbarn vom ersten Campingplatz wieder. Er stellt sich dieses Mal mit Frank vor. Er versuchte auch vergeblich die Pinguine zu sehen.
Dann sehen wir, dass seitlich neben dem Gelände eine paar Leute durch bis an den Strand gehen. Das tun wir auch und können nun seitlich kucken, haben 20 Dollar gespart und können Fotos machen.
Die Pinguine kommen tatsächlich zur Dämmerung an Land. Allerdings erst um 21:30 Uhr. Es ist schon witzig, wie die Kleinen an Land tapern, aber auch kein Spektakel. Für Fotos ist es jetzt schon zu dunkel, sie gelingen noch nur in schlechter Qualität. Als ich meine Ausbeute vor Ort betrachte, schauen zwei Chinesinnen mit. Berührungsängste haben die nicht. Sie haben die gleiche Kamera und das gleiche Objektiv wie ich, wundern sich aber, das meine Bilder besser sind. Naja, immerhin kann man bei mir ein paar Pinguine erkennen.
Bislang treffen wir nur auffallend freundliche und hilfsbereite Menschen. Sobald man die Karte raus holt, fragt jemand, ob er helfen kann. Überhaupt sind alle sehr gelassen und scheinen Stress nicht zu kennen. Kein Wunder, dass Neuseeland so ein beleibtes Ziel für Auswanderer ist.Beweisfoto: sie kommen wirklich – irgendwann
Ines vor Lake Pukaki vor Mount CookDiese Nacht war das Gegenteil der letzten. Es war so kalt, dass ich mehrfach die Heizung höher gedreht habe.
Lenni schläft auch deswegen bei uns. Wir sind alle nicht ganz gesund. Nachts ist es schlimmer. Tagsüber geht es.
Duschen kostet hier extra. Aber wir plündern die Urlaubskasse. Die zwei Dollar sind ist es uns wert. Fühlt sich gleich viel besser an.
Wir müssen bis 10 Uhr runter vom Platz, das wird knapp. Weil wir wieder erst spät schlafen konnten, kommen wir morgens nicht früh aus dem Bett. Wir machen uns im Rekordtempo fertig. Und schaffen es. Fast. Hat aber keine Konsequenzen.
Auf zur Kapelle Church of the Good Shepard! Nach knapp 1,5 Minuten Fahrtzeit sind wir endlich da. Jetzt bekommt Lenni auch seine Morgentoilette und Frühstück. Man muss halt Prioritäten setzen.
Auf dem Weg zum Mount CookAls wir aussteigen, um uns die Kirche anzusehen, bestaunt eine siebenköpfige chinesische Familie unser Wohnmobil. Ob wir darin schlafen würden? Kochen auch? „Oh!“, staunen sie. Als ich sage, dass wir ein Bad haben, sind die aus dem Häuschen. Natürlich wollen sie es auch von innen sehen. Niedlich! Dabei fährt jeder zweite hier mit sowas rum.
Die interkonfesionelle Kirche (von der Größe ist es eher eine Kapelle) wurde 1935 erbaut. Sie ist ein Touristenmagnet. Als Besonderheit hat sie statt eines Altars ein großes Panaromafenster mit Blick zum See. Unser Reiseführer nennt den Anblick „fast schon andachtsstörend schön“. Leider darf man nicht fotografieren. Es ist wirklich schön.
Auf dem Weg zum Mount Cook kommen wir am Lake Pukaki vorbei. Er hat die gleiche türkise Wasserfarbe, wie der Lake Tekapo und ist noch größer. Wir fahren kilometerweit an seinem Ufer entlang. Hinter dem See erstreckt sich ein spektakuläres Tal am Fußes des Mount Cook. Wir staunen überwältigt.
„Ping!“, reißt uns die Tankanzeige aus der Begeisterung. Ich fasse es nicht! Wir haben vergessen zu tanken. Bis zu unserem Ziel ist es nicht mehr weit. Aber gibt es dort eine Tankstelle? Der Campingplatz wird jedenfalls nicht mal Strom haben. Ich werde nervös und ärgere mich.
HängebrückeDie Restweitenanzeige zeigt Kilometer 67 … 58 … 37 … sie fällt viel schneller als wir Kilometer fahren. Kein Wunder! Wir fahren auch bergauf und haben dadurch einen entsprechend hohen Verbrauch. Als wir im Ort sind, werden keine Restkilometer mehr angezeigt, es prangt nur noch der nicht zu übersehende Hinweis im Display, ich solle jetzt schleunigst tanken.
Es gibt eine Zapfsäule zum Selbertanken. Zum Glück, denn unsere Webasto-Standheizung funktioniert auch mit Diesel. Und die werden wir ganz sicher diese Nacht brauchen.
Der Campingstellplatz ist ein sehr einfacher, ohne Strom und Wasser, aber die Landschaft entschädigt dafür. Die Gebühr wirft man passend in eine Box. Dafür müssen wir uns zwei Dollar bei unseren malayischen Nachbarn leihen.
Wir starten die Wandertour zum Mount Cook (natürlich nicht zum Gipfel). Hinten den Kamera-Rucksack und vorne, zum Gewichtsausgleich, Leander. Es kann los gehen!
Der Mount Cook ist der höchste Berg Neuseelands und mit über 3.700m deutlich höher als unsere Zugspitze.
Unser stürmischer CampingplatzEs ist windig, sehr windig, also so richtig windig. Teilweise stürmisch. Als wir über die erste Hängebrücke gehen, bleibt einem der Atem weg. Vor Begeisterung, aber vor allem wegen des Windes. Dann beginnen noch dicke Regentropfen zu fallen. Wir hadern lange und brechen schließlich ab. Schweren Herzens kehren wir um, denn morgen soll das Wetter noch schlechter werden. Diese Wanderroute soll eine der schönsten hier sein. Immerhin, eine Stunde waren wir doch unterwegs.
Zurück im Wohnmobil gibt’s Kaffee und Fudge, eine sehr kalorienreiche Süßigkeit. Das Wohnmobil schwankt im Wind.
Wir beneiden die Zeltcamper nicht. Einige Zelte stehen schon nicht mehr. Wir beobachten aus warmer Entfernung, wie unsere Nachbarn ihre verwehten Sachen zusammen suchen. Der Wind wird stärker. Plötzlich fliegt ein Zelt samt Packsack 20, 30 Meter hoch und vor allem weit durch die Luft. Kurz müssen wir lachen, bis wir unseren Nachbarn panisch hinterher laufen sehen. Den werden wir heute nicht mehr wieder sehen. Wir drücken ihn die Daumen.
Drinnen im Warmen wirkt das schwanken gemütlich. Wir essen ein indisches Fertiggericht, und es schmeckt uns in dieser Situation großartig. Jetzt prasselt auch noch Regen auf’s Dach und an die Seite.
Nachts schwankt das Wohnmobil zwischendurch so stark, dass wir froh sind, als die Nacht vorbei ist. Lenni schläft die ganze Nacht durch.
AbendlichtIn der letzten Nacht war es sehr heiß im Alkoven. Dementsprechend schlecht haben wir geschlafen. Dazu kommt, dass wir kränkeln. Wir haben beide Halsschmerzen. Ines hat zusätzlich Husten. Seit dem Flug ist das schon so. Lenni schlief unten, zum Glück ruhig und die ganze Nacht.
Morgens hat es sich deutlich abgekühlt. Es ist richtig frisch draußen. Dieses von einem Tag auf den anderen wechselnde Wetter war schon in Christchurch so. Einen Tag ist es sommerlich warm, am anderen frühlingsfrisch.
Um halb eins kommen wir vom Campingplatz runter. Vorher füllen wir das erste mal Frischwasser nach und leeren die Toilette und den Abwassertank. Leider ist der Schlauch nicht dicht und wir werden später einen neuen kaufen müssen.
Sonnenuntergang und Church of the Good ShepardNach einem weiteren Großeinkauf bei Christchurch machen wir uns auf den Weg Richtung Mount Cook. Aber aufgrund der großen Entfernung und einer Empfehlung des Reiseführers ist das heutige Etappenziel der Lake Tekapo.
Die Straßen hier sind alle in einem sehr guten Zustand. Die Beschilderungen sind ausgezeichnet.
Das Fahren macht mittlerweile richtig Spaß. Es ist nur mäßig viel Verkehr aber viele Kurven. Wahrscheinlich weil wir immer höher fahren.
Schnell kommen wir so nicht voran. Leander macht wieder toll mit. Seine Babyschale scheint ihm gut zu gefallen und das Schaukeln während der Fahrt wiegt ihn in den Schlaf. Wir machen trotzdem einige Pausen, damit er nicht so lange sitzen muss.
Weil wir so spät los gekommen sind, besteht der restliche Tag fast nur aus fahren. Um 19 Uhr kommen wir an. Schön, dass hier die Sonne erst gegen 21 Uhr untergeht!
Wir machen noch einen Spaziergang zum See. Das Sonne taucht ihn und die Berge ringsherum in ein wunderschönes Abendlicht. Nur der Wind stört etwas. Der Gang führt uns in die Nähe der Church of the Good Shepard, ein besonderer Publikumsmagnet, der morgen auf unserer Liste steht.
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Der Lake Tekapo ist wegen seines türkisblauen Wassers bekannt. Die Farbe ist auf fein gemahlenen Steine zurückzuführen, die durch Reibung mit einem Gletscher entstanden sind.
Wegen der großen Entfernung zu anderen Städten und der klaren Luft ist der Lake Tekapo einer der besten Orte weltweit zur Himmelsbeobachtung. 2012 wurde das Gebiet zu einem International Dark Sky Reserve erklärt. Von diesen Lichtschutzgebieten gibt es weltweit gerade mal fünf.
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Sternenhimmel überm Lake TekapoInternet ist hier zwar überall verfügbar. Aber entweder ist der Empfang sehr schlecht oder es ist kostenpflichtig. Für 2 $ buche ich 250 MB für 24h. Es ist trotzdem sehr langsam. Es sind wahrscheinlich einfach zu viele Touristen, die Fotos mach Hause senden wollen. ?
Beim letzten Einkauf fiel Ingwer Bier in unseren Einkaufswagen. Das will ich jetzt mal probieren, wundere mich aber, dass es keine Wirkung zeigt. Bis ich merke, es ist sowas wie Malzbier. Schmeckt gut.
Um den Sternenhimmel zu sehen, gehe ich noch mal raus, als meine beiden Liebsten schon schlafen. Es ist wirklich fantastisch. Bevor ich die Kamera endgültig in Position bringen kann, wird es leider etwas diesig. Aber ich ahne, was man hier in klaren Nächten für einen Blick haben kann.
Bucht von AkaroaEin neuer Tag – zum Glück!
Auf geht’s Ein- und Aufräumen, jetzt passen sogar die Koffer!
Das Frühstück schmeckt und sogar das Fliegengitter hat MacGyver gefixt.
Wir können über gestern schon wieder lachen.
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Die ersten französische Ansiedler haben sich in Akaroa niedergelassen. Noch heute gibt es französische Straßennamen und Cafés.
Die Stadt liegt auf dem rechten Nippel der Südinsel. Bei Google Maps nicht zu verfehlen, sieht sie einem Zahnrad ähnlich. Der Name Akaroa bedeutet „langer Hafen“ auf Maori.
Ines sieht wieder wie gemalt ausDie wunderschöne Halbinsel ist durch zwei große Vulkanausbrüche vor 8 Millionen Jahren entstanden.
Als Besonderheit in dieser Bucht werden Touren angeboten, um Hector-Delfine zu sehen. Sie gibt es nur hier rund um Neuseeland.
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Die Bucht ist eine Wucht! Im smaragdgrünen Wasser liegen die Boote und rundherum bergiges Grasland.
Unser Campingplatz ist sehr dicht am Stadtzentrum, aber um runter zu kommen müssen wir etwa 1,5 km laufen. Der etwas kürzere Weg ist zu steil für unseren Baggi und wir kehren um und nehmen die Straße. Dort gibt es allerdings kaum Schatten. Den benötigen wir eigentlich um 14 Uhr. In der prallen Sonne, nehme ich mir vor, einen Hut zu kaufen. Die Ozonschicht ist hier und in Australien dünner. Deswegen gibt es hier viele Hautkrebsfälle. Das wissen wir, deswegen ärgern wir uns auch. Natürlich sind wir eingecremt. An Leander kommt kein Sonnenstrahl.
Mit dem Willen zum chillenDer Ort ist gemütlich, ein paar Cafés an der Hauptstraße. Wir essen ein Eis und setzen uns an den Strand unter einen Baum.
Auf dem Rückweg finde ich noch einen passenden Hut!
Jetzt muss ich den kleinen Dicken den Weg wieder hoch schieben. Das ist nicht weit, aber steil und in der Nachmittagssonne kein Vergnügen.
Zurück am Wohnmobil ist es bedeckt und wir drei legen uns auf eine Decke ins Gras und chillen.
Abends sind wir fix und fertig. Um zehn haben wir immer noch nichts auf den Tisch. Die nächsten Tage müssen wir uns noch etwas besser einspielen.
Das ist er! 7,20m lang – 3,2m hochSchon wieder Koffer packen! Langsam nervt es. Zum Glück können wir uns ab heute im Wohnmobil dauerhaft einrichten.Zum Verleiher haben wir extra ein großes Taxi mit Babyschale bestellt, damit auch die Koffer plus Baggi reinpassen. Es kommt eine normale Limousine! Erstaunlicherweise passt alles völlig problemlos rein.
Unser Verleiher Maui will 7.500 NZD Kaution, etwa 5.000 EUR, für das Wohnmobil. Das wussten wir zwar, aber es gibt trotzdem Schwierigkeiten mit der Kreditkarte. Sie wird mehrfach gesperrt und wir müssen mit der Bank telefonieren. Nach unzähligen Anläufen klappt es endlich.
Auch mit der Babyschale ist es nicht so einfach. Erst der vierte Kindersitz passt vernünftig rein.
Wir bemängeln noch Schimmel im Kühlschrank.
Unter anderem auch deswegen dauert die Übergabe ewig. Sechs Stunden verbringen hier.
Erst gegen 17 Uhr fahren wir vom Hof.
– Ohne Bildbearbeitung –Der Linksverkehr ist erstaunlicherweise kein Problem. Und Wohnmobil kennen wir ja schon.
Erster Stop Großeinkauf.
Bevor wir nach Akaroa aufbrechen, ist es bereits 18:30 Uhr. In weiser Voraussicht hatten wir uns ein nahes Ziel gesucht. Trotzdem fahren wir gute zwei Stunden.
Der Mercedes Sprinter fährt sich gut, obwohl es
so windig ist, dass bereits eine Unwetterwarnung verbreitet worden ist.
Tolle Landschaft auf dem Weg, entschädigt bereits für alles. Es ist teilweise wie im Auenland.
20:40 Uhr – wir sind da!
Also Koffer auspacken und die Sachen verstauen. Aber wohin? Es gibt kaum Stauraum; die Koffer passen nicht und die Luke. Das Einräumen zieht sich. Wir sind genervt. Da lachen wir nochDas Fliegengitter am Fenster ist ausgerastet, es ist schon einen Schritt weiter als ich.
Kochen fällt aufgrund der fortgeschrittenen Stunde aus. Beim Versuch Toast zu machen schlägt erst der Feuermelder und dann Lenni Alarm.
Im Wohnmobil herrscht Immer noch absolutes Chaos. Ich habe das Gefühl es wird schlimmer und nicht besser.
Wir sind stehend KO. Sitzen, geschweige denn liegen geht ja noch nicht.
Ich könnte schreien und Leander tut das auch.
Dazu kommt, das Fahrzeug ist etwas abgenutzt und nur oberflächlich gesäubert.
Natürlich wussten wir, dass dieses Wohnmobil kein Vergleich mit dem in den USA sein wird. Aber irgendwie sind wir trotzdem enttäuscht. Leider kein guter Anfang.
Wegen der noch unklaren Bettzuordnung schlafen wir um 1:15 Uhr getrennt. Wenigstens ist der Haussegen längst wieder gerade.