12.02.2017 Queenstown

Seilbahn, Queenstown, ein winziger Teil des Wakapitu und hinten die Remarkables
Leander schläft die zweite Nacht in Folge durch. Bislang hat Ines ihn nachts noch einmal gestillt, aber die letzen Nächte hat er das Angebot dankend abgelehnt und stattdessen vorgezogen, 10 Stunden am Stück zu schlafen. Offenbar stillt er sich selbst ab. Wir werden es sehen.
Das Frühstück beginnt mit einer absoluten Katastrophe. Die Kaffe-„Maschine“ ist zerbrochen. Ines versucht, den Vorfall herunter zu spielen, aber es gibt nichts zu beschönigen. Es wird heute morgen keinen Kaffee geben.
Der Tag beginnt sonnig. Obwohl die Vorhersage für heute 12 Grad und Regen prophezeit hat, können wir in T-Shirt und kurzer Hose eine Seilbahnfahrt machen. Der Einstieg ist direkt neben dem Campingplatz. Von oben haben wir einen fantastischen Blick über Queenstown, den Wakapitu und die Remarkables. Das ist die beeindruckende Bergkette im Hintergrund. Rund um die Seilbahnstation ist viel los. Man kann Bungee Jumpen oder eine Mountain Bike Tour starten. Eine besondere Attraktion sind die „Luges“, eine Art Sommer-Rodelbahn. Insgesamt ist das Gelände hier toll angelegt.
Fische füttern unter Wasser
Mit nur 12.500 Einwohnern ist Queenstown ein quirliges Städtchen mit vielen Shops und Restaurants. Und noch mehr Reisebüros für Aktivausflüge. Es gibt zahlreiche Funsport- und Outdoorangebote (Rafting, Bungee Jumping, Mountain Biking, Jet Streams, etc.). Wir werden auch aktiv, gleich am Anfang kommen wir an Fergburger einfach nicht vorbei. Zu lecker sehen die Hamburger aus. Die Schlange ist lang. Aber es lohnt. Es ist einer der leckersten Burger, die wir je gegessen haben.
Wir gehen ins Unterwasser Aquarium. Es ist ein Raum unterhalb der Wasseroberfläche des Sees mit großen Scheiben. Von dort kann man Fische beobachten. Die tummeln sich immer direkt vor der Scheibe, weil sie von einem Futterautomat versorgt werden. Den kann man gegen Einwurf eines Dollars dazu bringen, viele kleine Futterkugeln ans Wasser abzugeben. Dann ist was los!

Bei Patagonia gibt es noch zwei Kugeln Eis, die sind so groß, dass mir kalt ist, als ich damit fertig bin.

Queenstown Hafen

Zum Aufwärmen drehen wir eine Runde durch den Queenstown Garten. Von dort haben wir einen schönen Blick auf die Stadt. Explizit wird aufgefordert, hier Disc Golf zu spielen. Eine Art Golf mit Frisbees.

Nach einem Sundowner am Hafen, schlendern wir zurück. Es ist eine sympathische Stadt in traumhafter Lage.

Endlich sind wir alle wieder gesund.
PS: Sonja, alles Gute zum Geburtstag!

11.02.2017 Gunns Camp, Milford Sound, Queenstown

Milford Sound
Leander wacht auf und strahlt. Direkt nach dem Aufwachen. Jeden Morgen. Manchmal fragen wir uns, ob er im Krankenhaus vertauscht worden ist. Von uns hat er das nicht.
Das war die bislang beste Nacht für uns. Wir haben alle gut – Lenni sogar komplett durch – geschlafen.

Die Sandflies lauern überall an den Scheiben, wir trauen uns nicht, das Fahrzeug zu verlassen. Die sind hier echt eine Plage. Unsere Beine jucken bereits beim Anblick der schei… scheinbar so kleinen und harmlosen Fliegen. 

Wir haben heute für 10 Uhr eine Bootsfahrt gebucht – ohne Übernachtung – und müssen ja wieder 35 km nach Milford Sound. Der Tag beginnt also wieder früh. 

Die Feuchtigkeit zieht aus den Wäldern
Die Feuchtigkeit steigt aus den Wäldern auf. In verschiedenen Schichten hängen Nebelwolken in den Bergen. Ein toller Anblick!
Es geht also wieder durch meinen Lieblingstunnel nach Milford Sound. Die Sicht ist heute viel klarer und die Gegend umso beeindruckender. Die Berge sind riesig. Das haben wir gestern wegen der tiefen Regenwolken so nicht sehen können. 

Irgendwie gut, dass wir die Strecke noch mal fahren (müssen). 
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Es gibt einen Unterschied zwischen Sound und Fjord. Ein Fjord ist ein Meeresarm, der durch einen ins Meer wandernden Gletscher entstanden ist. Ein Sound ist von einem Fluss geschaffen worden. Tatsächlich ist Milford Sound in Wahrheit ein Fjord und kein Sound.

Mit 7 m jährlichem Niederschlag ist der Milford Sound ist der zweit nasseste Ort der Welt. Es regnet hier im Mittel an 182 Tagen im Jahr. Der höchste Berg ist mit 1692 m der Mitre Peak (Bischhofsmütze).

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Auch beim Bootsanleger lauern die Sandflies. Wir reiben uns mit unserem Anti-Brumm ein. Chemie können die Deutschen. Es wirkt.

Das ist unser Kahn

Der Milford Sound ist der schönste Fjord mindestens Neuseelands. Unsere zweieinhalb stündige Bootsfahrt geht einmal bis zum Meer und wieder zurück. Es erwartet uns eine atemberaubende Fjordlandschaft. Über 1.000 Meter hohe Felsklippen ragen fast senkrecht auf beiden Seiten aus dem Meer. Wir fahren so dicht an Wasserfälle heran, dass das Boot gewaschen wird. Unser Boot heute ist das erste. Das hat den Vorteil, dass unsere Sicht immer frei von anderen Booten ist. So viele sind es aber auch nicht. 

Die Hinfahrt ist trocken, am Ende regnet es und wir gehen unter Deck. 

Auf dem Milford Sound

Als I-Tüpfelchen halten wir noch bei sich auf einem Felsen räkelnen Seehunden.
Dann fahren wir zurück über Te Anau nach Queenstown. Das liegt am See Wakapitu.
** Der Lake Wakapitu hat die Form eines riesigen S und ist 84 km lang und bis zu 380 Meter tief. An beiden Seiten rahmen ihn Bergketten ein. Der See ändert in Richtung Norden seine Farbe von blau nach türkis. Eine weitere Besonderheit ist sein pulsierender Wasserstand. Alle 5 Minuten hebt und senkt sich er sich. Wissenschaftler machen den Atmosphärendruck dafür verantwortlich. Auch die Wasserqualität ist beeindruckend. Mit einem Reinheitsgrad von 99,9 % ist sie besser als abgefülltes Mineralwasser. Damit ist der Wakapitu der zweitsauberste See der Welt.

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Gestern und heute sind wir viel gefahren. Umso mehr freuen wir uns, dass wir zwei Nächte hier verbringen werden. Queenstown ist eine lebendige Stadt, in der es viele Angebote für Aktivsportler geben soll. Bungee Jumping, Rafting, Kajak, etc. wir sind gespannt auf morgen.

Seehunde

10.02.2017 Te Anau, Milford Sound, Gunns Creek

Te Anau
Der Wecker klingelt um sieben. Wir haben heute was vor. Es geht um 9:55 Uhr zu den Glühwürmchen. Wir steigen dafür auf einen großen Katamaran, der liegt ruhig auf dem schönen See. Zwischendurch kommt immer wieder die Sonne raus. So ist er noch schöner als gestern. 
Bei den Glühwürmchen ist fotografieren verboten. Ich hatte es schon gar nicht zu hoffen gewagt. Ohne Blitz wäre wohl kein Problem, aber man kann bei den Touristen nicht sicherstellen, dass sie ihre Kameras richtig bedienen können. Das Blitzlicht veranlasst die Glühwürmchen dazu, Ihr Licht abzuschalten.

Die Glühwürmchen-Höhle ist insgesamt 7 km lang. Touristen dürfen nur in die ersten 240 Meter. Der Einstieg hat es in sich. In niedrigster Hocke müssen wir die ersten Meter zurück legen. Es ist so schon nicht einfach, aber für Ines mit einem Baby vorm Bauch ist damit das Sportprogramm für heute erledigt. Danach geht es aufrecht weiter. Es ist sehr dunkel. Wir kommen an kleinen und großen Wasserfällen vorbei, dessen Wasser die Höhlen in den Fels gegraben haben. Und dann sehen wir sie. Es sind kleine, knicklichtgrün leuchtende Punkte an der Höhlendecke. Erst vereinzelt, dann immer mehr. Wow! Das haben wir noch nicht gesehen. Für den letzten Teil steigen wir in ein kleines Boot. Auf dem See sehen wir ganz viele und kommen so dicht heran, dass wir sind anfassen könnten, wenn wir dürften (und wollten). Wunderschön! Zusammen werfen sie sogar etwas Licht in die jetzt komplett dunkle Höhle.
Glühwürmchen sind eigentlich Insektenlarven. Sie spinnen bis zu 15 cm lange Fäden, um die mit dem Licht angelockten Insekten zu fangen. Z.B die hier verhassten, kleinen stechenden (unseren Mücken ähnlichen) Sandflies gehören zu ihrer Beute. 

 

Auf dem Weg von Te Anau zu Milford Sound
Um zum Milford Sound zu gelangen, muss man ähnlich wie beim Mount Cook eine ca. 120 km lange Sackgasse fahren. Die Strecke ist bekannt und soll zu den schönsten Bergstraßen weltweit gehörten. Wir sind gespannt. Schön ist es hier ja sowieso überall. Nach ca. 30 km am Ufer entlang des Te Anau, kommen wir durch das Eglinton Valley. Etwas später halten wir bei den 

Mirror Lakes. Das muss bei Windstille noch einen Ticken besser sein, so spiegeln sich die Berge in den glasklaren Seen nicht ganz perfekt. 

Leander flirtet mit jedem und unterhält eine ganze Gruppe Japaner. Er ist hier ein Türenöffner. Alle sind so freundlich zu uns und insbesondere zu ihm. Gestern im Restaurant sind wir bevorzugt worden, als wir auf einen Platz drinnen gewartet haben. 

Für einige interessanter als die Mirror Lakes: Leander
Eine Dame warnt uns noch vor den Sandflies. Einige juckende Stiche habe ich schon von der One-Penguin-Expedition.
Weiter geht’s durch Fifty, eher 5.000, Shades of Green, traumhafte Südbuchenwälder. Der Himmel zieht sich zu. Es beginnt zu regnen. Macht nichts. Die Farben wirken so noch intensiver. Auf der Strecke begegnen uns immer mal wieder zutrauliche Keas, eine Papageienart.

Ein weiteres Highlight ist ein grandioser Gebirgsbach mit stahlblauem Wasser. Er sieht aus wie das Ideal eines Gebirgsbaches. 

Bergbach
10 km vor Milford Sound müssen wir durch einen 1,2 km langen Homer Tunnel. Er wurde 1938 begonnen und erst 1952 fertiggestellt. Er ist nur 60 cm höher als uns Wohnmobil und in der Hauptverkehrszeit nur in eine Richtung zu befahren. Es macht keinen Spaß; die Straße darin ist schlecht, er ist eng, niedrig und hat ein starkes Gefälle.
Stahlbaues Wasser
Um 18 Uhr kommen wir endlich an, das ist gut, ich bin jetzt auch fix und fertig. Der letzte Teil der Strecke, nach dem Tunnel, war anspruchsvoll zu fahren. Dazu regnet es die ganze Zeit. 

Das gibt’s doch nicht! Der Campingplatz ist ausgebucht. Ungläubig starren wir die Dame an. Sie könne uns eine Nacht im Chalet anbieten. Für 420 Dollar! Am liebsten möchte ich wortlos gehen. Wir überlegen, was wir tun können. Grundsätzlich ist wild-campen erlaubt, aber ausgerechnet hier ist es bei 300 Dollar Strafe verboten. Immerhin billiger als das Chalet. Wir sind bedient. Wir versuchen es erst noch im „Ort“. Hier ist außer einer Landebahn, dem Bootsanleger und einer Lodge nichts. Genervt drehen wir um. Wir müssen 35 km zurück. Wieder durch den Tunnel und unklar, ob der nächste Campingplatz noch was frei hat.

Homer Tunnel
Der Rest geht über eine acht Kilometer lange Schotterpiste; mit Schlaglöchern. Der Campingplatz ist einfach und ohne Strom, aber natürlich in bester Lage. Unseren Stellplatz können wir selber wählen. Wir nehmen einen direkt neben dem Gebirgsbach. Bislang der schönste auf unserer Strecke. Wir lümmeln uns im Wohnmobil in unsere Lounge-Ecke und gönnen uns einen Sundowner: ich ein Bier, Ines ein alkoholfreies und Lenni sein Fläschchen. In diesem Moment sind wir die glücklichsten Menschen auf diesem Planeten. Und auch ein bisschen froh, dass wir nicht noch auf einen anderen Campground müssen.

Nah am Wasser

09.02.2017 Curio Bay, Te Anau

Fischers Fritze
Es ist wieder sonniges Wetter. 
Nach einer heißen Dusche fahren wir Richtung Fjordland. Wir nutzen Leanders Vormittagsschlaf. Aus dem Radio (natürlich mit iPod Dock) kommt Brown Eyed Girl von Van Morrison. Mehr Urlaub könnte gerade nicht sein. Es ist zwar eine mit über 230 km relativ weite Strecke, aber wir kommen gut durch (kein Wunder, viel Verkehr gibt es hier nirgends). 
Der Te Anau Lake ist der zweitgrößte See Neuseelands. Er liegt schon mitten im Fjordland. Angeblich mit das schönste, was man hier sehen kann. Wir sind gespannt. Leider ist für die nächsten Tage nur Regen angesagt.

Te Anau
Auf unserem engen feinen Campingplatz direkt am See buchen wir für morgen eine Tour zu den Glühwürmchen-Höhlen.

Wir machen einen Spaziergang am See entlang und durch den Ort (heißt ebenfalls Te Anau); ihn Stadt zu nennen, wäre übertrieben.

Wir versuchen für unsere nächste Station, Milford Sound (weltbekannter Fjord) eine uns empfohlene Bootsfahrt mit Übernachtung zu buchen. Es ist alles ausgebucht! Bis zum 23.02.! Na toll! Bei näherer Betrachtung sparen wir so immerhin 880 Dollar. Das ist wirklich viel Geld für eine Tour, die um 16:30 Uhr los geht und um 9:00 Uhr endet. Aber das Essen soll gut sein. Später sind wir froh, dass es schon ausgebucht war.

Weil hier viele nette Restaurants sind, gehen wir heute essen. Es ist, wie bislang überall, ausgezeichnet. 

Bereit für die Unterbodenwäsche

Der Campinplatz hat ein Familienbad mit einer Kinderbadewanne. So bekommt Lenni mal wieder eine Unterbodenwäsche.

08.02.2017 Papatowai, Curio Bay (Catlins)

Ich trage ihn auch, aber davon gibt es dann kein Foto
Leander hustet immer noch ab und zu. Bei Ines ist die Erkältung fast weg. Ich konnte ohne Hustensaft nicht schlafen. Damit ging’s irgendwann. Aber insgesamt sind wir alle auf dem Weg der Besserung.
Ich wache um sieben auf. Es hat fast die ganze Nacht geregnet. Meine Liebsten schlafen noch. Ich lege mich auch wieder hin. Der Regen prasselt auf’s Dach. Es ist gerade sehr gemütlich.

Pünktlich um halb neun wacht Lenni auf und beendet unsere Nacht. Die Sonne kommt raus und durchflutet unser Wohnmobil mit Licht. Ein schöner Morgen.

Links der versteinerte Wald, in der Mitte der Campingplatz, rechts Curio Bay
Der Campinplatz hier ist sehr einfach. Es gibt weder Strom noch eine Dumping Station noch frisches Wasser. Aber wir sind noch versorgt. Als ich ins Toilettenhäuschen gehe, hält mich dort ein Hagelschauer fest. Das Wetter bleibt sich also treu und ist sehr wechselhaft. 
Eigentlich wollten wir die Cathedral Caves sehen, aber im Moment ist Flut und die nur bei Ebbe zu erreichenden Höhlen sind geschlossen. Erst um 19:20 Uhr könnten wir rein. Das ist uns zu spät, da sind wir schon woanders. Macht nichts, hier gibt es noch genug zu sehen. 
Heute schauen wir uns die McLean Falls an. Auf dem Weg dorthin regnet es. Aber als wir da sind, kommt die Sonne wieder raus. Es sind 10 Grad, aber es fühlt sich wärmer an. Es wird 40 Minuten hin und zurück dauern. Genau das richtige für „Zwischendurch“. Die McLean Falls sind von Alexander McLean entdeckt worden. Die Wasserfälle erstrecken sich über vier Stufen und kommen so insgesamt auf eine Höhe von 100 Metern.
Unser heutiges Ziel ist ein Campingplatz in der Curio Bay. Das ist eine einmalige Bucht, wieder einmal alles andere als überlaufen. Die Sonne scheint bei 15 Grad. 
Zunächst verschaffen wir uns vom Hügel einen Überblick. Der ist schon wunderschön.

Hector Delphine

Dann fragen wir nach den Delphinbootsfahrten. Es gebe hier keine. Dabei stand das ist unserem Reiseführer und ist mit ein Grund, warum wir hier sind. Wir sollen einfach runter zum Strand gehen. Und tatsächlich. Wir sehen Hector Delphine. Erst die Schwanzflossen, dann wie sie die Wellen reiten. Unglaublich! Es ist das erste Mal, dass wir Delphine in freier Natur sehen. Wir sind jetzt richtig angekommen im Urlaub. Was für ein schöner Tag!

surfende Hector Delphine

Am späten Nachmittag schauen wir uns den Petrified Forest an. Dieser versteinerte Wald hat aber eher wenig mit Bäumen zu tun. Es ist ein Felsplateau direkt am Meer, das immer wieder überspült wird. Hier sieht man 170 Millionen Jahre alte versteinerte Baumstämme. Die hauen mich nicht aus den Socken. Aber das Plateau an sich ist sehr schön. Wir schlendern darauf herum und suchen die Stelle, wo die seltenen Gelbaugen-Pinguine an Land kommen sollen. Die gibt es hier nämlich auch. Um kurz nach sieben sind wir da. Zwischen 19 und 20 Uhr sollen sie an Land kommen, erzählt uns eine anwesende Rangerin.

Mindestens einem gefällt’s
Da sind wir ja genau richtig! Wir suchen uns ein schönes Plätzchen und warten mit einigen anderen Pinguin-Begeisterten. Und warten. Es wird 20 Uhr. Um 20:30 Uhr sehen wir in der Ferne endlich einen angewatschelt kommen. Aber der bleibt stehen. Wir warten weiter. Es steht und putzt sich. Von den anderen keine Spur. Es wird kalt und Ines und Leander gehen ins Warme. Ich harre aus. Für ein gutes Foto muss man einiges in Kauf nehmen. Leider habe noch kurze Hose und Flip Flops an. Ich ahnte nicht, dass es so spät werden wird. Es wird kälter. Der Pinguin putzt sich noch. Es ist ein sehr reinliches Tier. Offensichtlich. Weitere Artverwandte kommen nicht mehr. Völlig durchgefroren gehe ich zurück. Die Natur hält sich halt nicht an Zeitpläne!

Dichter kam der Lümmel nicht ran

Als ich wieder aufgetaut bin, gönne ich mir ein Speight’s. Ein neuseeländisches Bier mit 4 %. Es schmeckt wie Heineken Light alkoholfrei. 

07.02.2017 Dunedin, Catlins, Papatowai

Jack’s Blowhole
Wir müssen um zehn vom Campingplatz runter, deswegen haben wir schon geplant, dass wir später frühstücken. Beim Zündung starten gibt es ein lautes Alarmsignal und eine Lampe leuchtet rot im Armaturenbrett. Was ist das denn jetzt? Irgendwas kaputt? Ah, das Stromkabel ist noch angeschlossen.

Unser deutscher Haferbrei für Leander ist alle, ab jetzt bekommt er richtigen. Der ist etwas gröber. Beim zweiten Versuch isst er ihn auch. Überhaupt hat er hier sehr viel Hunger.
Unser Ziel für die nächsten Tage ist das Gebiet ganz im Süden der Südinsel. Catlins heißt die schroffe Küstenlandschaft, in der es Wasserfälle, Urwald und eine tolle Landschaft geben soll. 

Die hügelige Landschaft sieht aus wie in einem kitschigen Film. Schafe und Kühe weiden in der Sonne. Was für ein Idyll!

Urwald auf dem Weg zum Wasserfall
Neuseeland insgesamt ist bis jetzt für mich der Inbegriff von heiler Welt. Die Landschaft ist so zauberhaft wie im Auenland. Straßen, Schilder, Zäune, ja sogar die Toiletten sind intakt und gepflegt. 
Über eine Schotterpiste (selbst die sind in Ordnung und fast schlaglochfrei) fahren wir zu Jacks Bays. Es ist stürmisch, es regnet und die Außentemperaturanzeige sagt uns: „10 Grad“. Ob das was wird? Wir sind uns nicht einig. Als wir ankommen, haben sich die Wolken fast komplett verzogen, aber es ist nicht wärmer geworden. 

Wir ziehen und warm an und wandern zu Jack’s Blowhole, einem senkrechten Loch in den Felsen. In 55 Metern Tiefe schäumt das Meer, obwohl wir hier 200 Meter von der Küste entfernt sind. Es gibt eine unterirdische Verbindung. Manchmal, aber nicht heute, spritzt das Wasser senkrecht nach oben. Auch so ist es beeindruckend. 
Auf dem weiteren Weg halten wir bei mehreren Wasserfällen. Die Purakaunui Falls erreicht man nach kurzer Wanderung durch einen Urwald.

Ebenso die Matai und Horshoe Falls.

Was hier wirklich gut gemacht ist: an den gut ausgeschilderten Wanderwegen stehen auch die Zeiten, wie lange man etwa benötigen wird. 

Purakaunui Falls – Eines der meistfotografierten Motive in Neuseeland

900 Meter vor unserem heutigen Campingplatz ist eine Brücke gesperrt und wir müssen 14 km auf einer Schotterpiste einen Umweg fahren.
Nach über einer Woche findet Ines endlich Ihre Uhr wieder. Leider ist ist sie stehen geblieben, die Batterie ist leer!

Unglaublich, in was für kleinen Autos die Leute hier campen. Aus unserem Camper beobachten wir die anderen, wie sie sich im Regen beeilen, ihre Sachen zusammen zu suchen. Es gibt hier „Camper“, die sind kaum größer als ein deutscher Kombi. Trotzdem schlafen zwei Personen darin. Unter dem Schlafplatz gibts es noch etwas Stauraum.

In einem baugleichen mit unserem haben wir schon fünf Erwachsene gesehen. Wir sind verweichlicht und verwöhnt. Wir möchten mit keinem tauschen. Die Sonne kommt raus, wir sehen einen kompletten Regenbogen. Herrlich!

06.02.2017 Dunedin, Otago Halbinsel

Albatros gleitet dicht über der Wasseroberfläche
Heute morgen läuft unsere Sitznachbarin vom ersten Flug an uns vorbei (das Pärchen aus Jena mit den zwei kleinen Kindern). Zufälle gibt’s! Wir tauschen Erfahrungen aus. Sie haben fast alles gesehen, was wir auch gemacht haben. Aber im Zelt.

Mein persönlicher Tag fängt damit an, dass ich einen frischen, akkuraten Möwenschiss auf meiner Hose entdecke. Während ich mich frage, wann das passiert ist, stellen wir fest, dass unsere Abwasseranzeige offensichtlich nicht läuft. Im Bad schwimmt unter anderem unsere Schmutzwäsche in einer braunen Brühe. Geht ja gut los heute! Zum Glück sind Abwasser und Toilette voreinander getrennt. Nicht auszudenken…!
Die Wettervorhersage für heute ist nicht gut. Unser Tagesausflug führt uns heute zur Otago Halbinsel, die direkt bei Dunedin beginnt. Auf dieser Halbinsel soll man vielen Tierarten leicht begegnen können.

Fütterung

Unser erster Stopp führt uns zum Royal Albatros Zentrum. Nach einer Einführung durch unseren motivierten Guide und einen Film über die Otago Halbinsel und die Aufzucht der Albatros Kolonie, steigen wir auf den Hügel hinauf. Dort können wir hinter Glasscheiben einen traumhaften Blick auf die Kolonie genießen. Den ganzen Tag war es windstill. Aber die Albatrosse benötigen starke Aufwinde zum Fliegen. Und jetzt ist es plötzlich sehr windig. Was für ein Glück! Zahlreiche Albatrosse fliegen. Das ist ein wundervoller Anblick. Entweder sie spreizen ihre gewaltigen Flügel und gleiten einfach nur oder sie kommen ganz tief übers Wasser angeflogen, um die Aufwinde am Berg zu nutzen, um dann in Sekunden auf unserer Höhe zu sein. Wir könnten stundenlang zuschauen.
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Albatrosse werden bis zu 60 Jahre alt und haben eine Spannweite von über 3 Metern. Während der Aufzucht erreichen Jungtiere ein Gewicht von 12 kg. Das ist insofern beachtlich, weil ausgewachsene Vögel „nur“ noch etwa 7 kg wiegen. Die Jungen brauchen viel Energie zur Entwicklung der Flügel. 

Sind die dann flügge, machen die sich treuen Eltern ein Jahr Pause, bevor sie ein weiteres Ei brüten. Die Jungen verbringen dann fünf Jahre nur auf dem Wasser, bevor die wieder an Land kommen. Die Hauptnahrung ist Tintenfisch. Hier auf der Otago Halbinsel befindet sich die einzige Kolonie auf dem Festland weltweit. 

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Eigentlich nicht zu übersehen – habe ich aber

Über eine Schotterpiste geht’s zu Allans Beach. Die Seehunde sind unser Ziel. Über einen kleinen Trampelpfad durch Wiesen und Dünen geht es an den großen fast menschenleeren Strand. Ein traumhafter Anblick! Vielleicht wegen des durchwachsen Wetters. Einen Seehund finden wir gleich am Anfang. Wir halten den empfohlenen Anstand von zehn Metern ein. Ist das der einzige? Wir gehen weiter und sehen zunächst keinen. Als ich eine angespülte Alge inspizieren möchte, bellt mich plötzlich ein Seehund unmittelbar vor mir an. Ich wäre beinahe in ihn reingelaufen. Ich weiß nicht, wer sich mehr erschreckt hat.

Strahlefrau und Sohn

Dann sehen wir noch mehr. Unglaublich, dass wir hier fast alleine sind. 
Auf dem Rückweg wollen wir noch zu Larnach Castle. Das ist eine Burg nach schottischem Vorbild, die ein reicher Bürger bauen lies, um seine adelige Frau zu beeindrucken. Auf dem Weg dorthin fahren wir eine für unser Wohnmobil etwas schmale, kurvige Strecke den Berg nach oben. Es regnet. Als wir weiter nach oben kommen, sind wir in den Wolken.
Auf dem Weg zu Larnach Castle
Die Sicht ist schlecht. 72 Dollar Eintritt? Dass es Eintritt kostet, haben wir vermutet, aber so viel? Ohne sehen wir noch nicht mal den Garten, geschweige denn das Schloss von außen. Enttäuscht drehen wir um. Dieser Weg war vergeblich. 
Abends gibt es Chili Con Carne. Bei diesem Wetter genau das richtige.
Natürlich reist es sich mit Kind anders. Wir brauchen morgens immer sehr lange, bis wir abfahrbereit sind. Aber wenn Leander abends auf meinem Bauch einschläft und im Schlaf noch lacht, entschädigt alleine dieser Moment für jede Verspätung. 

05.02.2017 Dunedin

Picknick bei Oktagon
Wir bleiben heute und morgen in Dunedin (Däniehdenn gesprochen, ich kann es mir nicht merken!). 
Der Tag beginnt herrlich, es ist warm und Sonne und Wolken wechseln sich ab. Wir frühstücken das erste mal draußen. Wir haben versucht, überwiegend neuseeländische Produkte zu kaufen. Z.B. Schokobrotaufstrich und Marmelade. Die Zutaten sind auch von von hier, verrät das Etikett. Aber „Made in Poland“ gilt für die Marmelade und „Made in Germany“ ist unser Pseudo-Nutella. Das macht ökologisch nur so richtig Sinn, wenn wir die Reste wieder mit nach Deutschland nehmen.

Bahnhof von Dunedin

Die zahlreichen Möwen hier lauern, ob nicht doch etwas herunter fällt. Sie sind wachsam aber nicht aufdringlich. 
Die Geldscheine sind übrigens auffallend schön. 
Uns ist der Humor der Neuseeländer aufgefallen. Wo bei uns ein einfaches Parkverbotsschild hängt, steht hier noch der Satz drunter „Tu’s einfach nicht“. Eine Supermarktwerbung auf einem Bus beschreibt Ihr Kundenbindungsprogramm so: „Wir sind sind nett zu Dir. Du kommst wieder.“
Sogar die Busfahrer sind unheimlich freundlich. Nach einem Schichtwechsel winkt er noch mal den Fahrgästen zu und verabschiedet sich. Kann ich mir irgendwie in Hannover nicht vorstellen. 
Lecker Lachs
Wir fahren also mit dem Bus ins Zentrum von Dunedin, zum „Oktagon“. Ein achteckiger Platz mit Parkflächen und Busbahnhof in der Mitte. Die Stadt ist schottisch geprägt. Das Vorbild war Edinburgh. Auch der Name leitet sich davon ab. 

Lenni bekommt sein Essen auf der Wiese im Schatten der schönen Bäume vor dem Rathaus. 
Neben uns spielt eine Drei-Mann-Kapelle immer „Hare Krishna“. Die sehen so aus, als würden sie das seit vierzig Jahren machen. 

Wir laufen etwas planlos durch die Stadt und schauen uns unter anderem den wundervollen Bahnhof und den chinesischen Garten an. 

Immer wieder begegnen uns gut erhaltende Young- bzw. Oldtimer.
Heute sind wir mit allem früher dran. Deswegen gibt es den leckeren Lachs von der Twizel-Farm heute. Das Wetter ist so gut, dass wir bis zum Sonnenuntergang draußen bleiben können und es auch tun. 

04.02.2017 Oamaru, Dunedin

Steampunk Oamaru
Unser Warmwasser im Wohnmobil geht nicht. Dabei wollten wir es heute das erste Mal benutzen. Das ist zwar schade, aber nicht lebensnotwendig. Bevor wie heute weiter fahren, schauen wir uns noch mal den Ort an. Jetzt haben die Geschäfte gerade noch geöffnet. Es ist Samstag und sie schließen um 13 Uhr. Noch schnell in die Apotheke und Hustensaft kaufen, dann gehen wir mal ins skurrile Künstlerviertel. Mit einem Eis gestärkt, schauen wir erst bei einem Bildhauer vorbei. Bzw. in dessen Atelier, denn es ist niemand da.
„Teleporter“ im Steampunk
 Stattdessen hängt da ein großes Schild, auf dem sich der Künstler bedankt, dass man keine Fragen stellt. Z.B. wo es das nächste Bier gibt, wo die nächsten Toiletten sind, wie lange eine Skulptur dauert und ob der Staub harmlos sei. Ganz groß steht darunter: „Ja, es ist ein richtiger Job!“ Offensichtlich ist er genervt von den Touristenfragen. Am liebsten hat er wohl gar keinen Kontakt zu Kunden, denn neben kleineren Skulpturen zum Mitnehmen steht eine Box, in die man das Geld tun soll. Danach teilen wir uns auf; Ines bummelt mit Leander noch weiter, ich gehe in das Steampunk HQ. Das ist ein von Künstlern zusammengestelltes Kuriositätenkabinett. Fast alle Kunstwerke sind aus altem Eisen oder Metallteilen. Einige machen Musik, andere Geräusche oder blinken. Im Hof stehen große Fantasie-Maschinen aus Schrott gefertigt.

Auf dem Weg nach Dunedin halten wir bei den Moeraki Boulders. Das sind runde Felsen, die innerhalb von vier Millionen Jahren komplett rund geformt worden sind und jetzt am Strand liegen und eine Touristenattraktion sind.

Letztendlich auch nur ein paar Steine
 Obwohl Neuseeland sehr groß ist und man nie das Gefühl hat ein Ort sei überlaufen, treffen wir Frank wieder; er hat seinen Stellplatz direkt gegenüber von unserem. In Dunedin werden wir drei Nächte bleiben.

Der frische Lachs fällt aus. Die Küche auf dem Campingplatz hat schon zu und im Wohnmobil trauen wir uns nicht den Fisch zu braten. Also gibt es nur Reis mit Soße. 
Wir fühlen uns hier sehr sicher, haben das Gefühl, man müsste das Wohnmobil nicht mal abschließen. Wir tun es natürlich trotzdem.