01.03.2017 Sandspit

Innerhalb kürzester Zeit treibt der Hund die Schafe her
Wir schlafen heute aus, denn wir haben zwei Nächte hier in Sandspit. Wir wollen auf die letzen Tage noch etwas ausspannen können. 10 km von hier ist die „Sheepworld“, die wollen wir aber noch sehen. 
Hier gibt es verschiedene Tiere vom Kaninchen bis zum Alpaca, die man alle füttern kann. Was Ines nur widerwillig tut. An ihrer Tierliebe arbeite ich noch.

Aber hauptsächlich geht es hier um die Schafhaltung und das Scheren. Wir besuchen eine Vorführung. 

Das Schaf lässt es über sich ergehen
Zunächst werden die Hütehunde präsentiert und die unterschiedlichen Eigenarten der verschiedenen Rassen erklärt. Dann treibt einer davon die Schafe zusammen. Der Vortragende betont, wie wichtig die Hunde seien. Ein Hund ersetzt fünf Menschen und will nur Wasser und Brot. Beeindruckend, wie er auf kurze Pfeiftöne reagiert. Innerhalb kürzester Zeit sind die Schafe bei uns.

Dann erzählt er äußerst detailliert und lebhaft über das Scharfscheren. 

Die Saison dafür ist von November bis März.

Schafscherer sind begehrte Arbeitskräfte und brauchen für die USA kein Visum. Das sagt einiges.

Hinterher ist es nur noch halb so groß
Der Weltrekord liegt bei unglaublichen 867 geschorenen Schafen innerhalb von neun Stunden. Das sind mehr als eineinhalb Schafe pro Minute. Bei zwei Dollar pro Tier wird das, je nach Geschwindigkeit, also nicht so schlecht bezahlt. Bis zu 100.000 Dollar kann man so bekommen. Allerdings muss man die auch hart verdienen. Man verbraucht an einem Arbeitstag so viel Energie wie bei zwei Marathons. Manchmal beten sie für Regen, weil man dann nicht scheren kann. Viele Schafscherer reisen der Saison in der Welt hinterher und arbeiten in Neuseeland, Australien, USA und Europa.

Lämmer füttern
Bei Wettbewerben werden Schafscherer disqualifiziert, wenn sie mehr als zwei daumennagelgroße Verletzungen bei den Schafen verursachen. Aber nicht nur bei Wettbewerben wird auf das Wohl der Schafe geachtet.

Der Kilopreis für Wolle liegt aktuell bei 1,50 Dollar, für Merinowolle bei 28 Dollar. Merinoschafe können hier allerdings nicht gehalten werden.

Wir, die Zuhörer, sind nur drei Familien und alle hängen an seinen Lippen. Es ist wirklich sehr interessant. 

Dann schert er vor unseren Augen ein Schaf. Er bleibt nur wenige Minuten hinter der Weltrekordzeit. Aber dafür sehen wir es ganz genau. Das Schaf wird ganz schön energisch gehalten, aber es scheint ihm nichts auszumachen. Der Berg Wolle hinterher ist genauso groß wie das Schaf. Das Scheren ist für die Schafe lebenswichtig. Die Wolle wächst immer weiter und irgendwann nisten sich Fliegen ein. Die Larven würden das Schaf von innen verzehren. Oder sie könnten wegen des Gewichts der Wolle irgendwann nicht mehr aufstehen und verhungern. Bei Regen ist es natürlich noch schlimmer.

Wir dürfen uns etwas Wolle mitnehmen. Mal sehen, was man damit macht. Einen Pulli wird uns Anja aus der Handvoll wohl nicht stricken können. 

Zu guter letzt dürfen die Kleinsten und Ines Lämmer mit der Flasche füttern. Da wird sogar ihr Herz weich.

Wer muss da nicht unweigerlich an Lammfilet denken?

Als wir gehen, werden wir von einem „Hello“ verabschiedet. Es ist bloß niemand da. Außer ein sprechender Kakadu.

Ein Platz am Wasser – jetzt bei Flut noch besser

Die näher rückende Abreise vor Augen genießen wir die Abendsonne vor unserem Wohnmobil noch mehr als sonst. 

28.02.2017 Tutukaka, Sandspit

National Geographic hatte recht…
Wir wollen mehr von der so gelobten Küste sehen und fahren wenige Kilometer Richtung Norden zum Matapouri Beach. Ein Traum von einem sichelförmigen Strand.
Von dort starten wir eine kurze Wanderung zur benachbarten Bucht, der Whale Bay. 

Unterwegs können wir einen Blick auf eine weitere Bucht werfen.

Whale Bay
Die Strände sind hier wirklich fantastisch. Jeder für sich genommen ist ein absolutes Highlight. In jedem anderen Land wäre sowas eine Hauptattraktion. Hier ist man fast alleine. Wie schön, dass meine Reiseführerin den „winterlosen Norden“ für das Ende der Reise geplant hat. Hier kann man die verbleibenden Tage in der Wärme am Wasser noch mal richtig genießen. 
Wir übernachten heute in Sandsplit. Der Campingplatz liegt direkt an einer Bucht und unser Platz direkt am Wasser (wenn nicht gerade Ebbe wäre und wir das Meer nicht mal sehen können). Bei Flut sind es nur etwa fünf Meter. 
Wir können uns gar nicht satt sehen
Der Himmel ist blau. Nur direkt über unserer Bucht entstehen immer neue Wolken. Sonst ist der Himmel fast wolkenlos. Das gibt’s doch nicht! Sie schieben sich genau zwischen uns und die Sonne. Wenn sie uns nicht sie die Sonne klauen würden, wäre es ein interessantes Naturschauspiel. 

Aber wir sitzen das aus. Nach eineinhalb Stunden haben wir sie geschafft. Komplett blauer wolkenloser Himmel. Endlich! Jetzt ist es eigentlich zu warm. Aber mit kalten Getränken halten wir dagegen. Und das Meer ist jetzt auch wieder da. :o)

27.02.2017 Paihia, Tutukaka

Früher war mehr Lametta
Direkt nach dem Frühstück fahren wir zu den Hurara Falls. Hufeisenförmig stürzt das Wasser beeindruckend herab – habe ich auf dem Foto daneben gesehen. Zurzeit gibt es kaum Wasser und entsprechend enttäuscht blicken wir auf das Plätschern. Für diese „Boring Falls“ hätten wir nicht die acht Kilometer zurück gemusst.
Eine halbe Stunde weiter südlich kommen wir nach Kawakawa. Friedensreich Hundertwasser hat hier von 1975 bis zu seinem Tod 2000 gelebt. Und er hat eine Toilette gestaltet. Die können wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Das muss man gesehen haben! Es sei denn… es sei denn, man war schon mal in Uelzen… Eine bunt geflieste Toilette halt.

Außer dem meistfotografierten Klo Neuseelands gibt es hier noch eine beeindruckende Zugfahrt mit einer historischen Dampflok durch die wunderschöne Landschaft. Allerdings nur am Wochenende. Also lassen wir dieses mittelprächtige stille Örtchen hinter uns und fahren zu den Whangarai Falls. Da gibt es sogar Wasser. Es stürzt vor einer prächtig bewachsenen Felswand 26 m in die Tiefe und wirkt dabei noch um einiges höher. 
Vor uns liegt nun laut National Geographic eine der schönsten Küsten weltweit. Am ersten Lookout halten wir und bekommen eine Ahnung davon. Blaues Wasser, weiße Strände, Berge – wirklich schön.

Tutukaka Coast

Wir kommen in unserem heutigen Zielort Tutukaka an. Hier ist ja mal wenig los, dabei haben wir extra den Campingplatz in der Nähe des Zentrums genommen.

Wir schlendern zum Hafen. Dort spricht uns ein Mann auf einem Boot an und fragt ob wir Cray Fish möchten. Als wir uns fragend anschauen, ergänzt er: „gratis!“ „Was für ein Fisch nochmal?“ frage ich nach. Achso, Cray Fish. Klar, warum nicht?!

Dann greift er in eine Truhe und reicht uns eine große Languste (dass es eine ist, muss ich später googeln) und übergibt sie mir zappelnd an den Fühlern. „Sechs Minuten ins kochende Wasser!“, lässt er uns noch wissen. Wir bedanken uns überschwänglich und gehen. Das ist unglaublich freundlich. Wir gehen sofort zurück, um unseren „Fang“ zu kühlen. Ines lässt mich wissen, dass sie dieses Ding nicht anfassen wird. Unter „Fish“ hatte ich mir auch irgendwas anderes vorgestellt. Aber nun haben wir Abendessen.

Wir gehen erneut Richtung Hafen und werden dieses Mal von einem Lokal aufgehalten. An den leckeren Bageln kommen wir nicht vorbei. 

Ich muss die ganze Zeit an die Languste denken. Wie bereit man die bloß zu? Und wie isst man sowas? Zappeln die Fühler noch im Gefrierfach?

Unerwarteter Fang
Wir schlendern noch etwas weiter, zum zweiten und dritten und letzten Restaurant und sehen einen ziemlich großen Jachthafen. Viel größer als wir bei dem „Trubel“ im „Zentrum“ gedacht hätten. Vielleicht ist ja hier montags Ruhetag? Egal, es ist ein sehr sonniger und schöner Tag.
Zurück am Campingplatz recherchiere ich erstmal, was uns da ins Gefrierfach gerutscht ist. Aha, eine Languste, nach dem Hummer das zweitteuerste Krustentier. Also eine Delikatesse. Damit ist das heimliche Entsorgen spätestens jetzt unmöglich.

Languste
So einen großen Topf haben wir nicht. Aber in der Küche steht eine große Pfanne, wo er wenigstens halb rein passt. Zum Glück lebt das Tier seit dem Gefrierfachaufenthalt nicht mehr.

Schließlich finde ich noch eine Anleitung, wie man eine Languste isst. Kopf ab, Schwanz aufbrechen und ganz wichtig: Darm entfernen. Es geht alles einfacher als gedacht. 

Das Fleisch ist fest und schmeckt nach Krabbe. Ziemlich lecker und mit meiner selbstgemachten Knoblauchbutter probiert sogar Ines etwas. Ein Festmahl zu neun Monaten Leander. 
Dank der Languste, dessen Zubereitung der halbe Campingplatz mitbekommen hat, kommen wir mit unseren Nachbarn ins Gespräch. Es sind ausnahmsweise keinen Deutschen oder Franzosen, sondern Neuseeländer. Wie gewohnt sind sie sehr offen, freundlich und interessiert. Diese beiden und der Angler bestätigen erneut die neuseeländische Gastfreundschaft. Den Rest des lauen Sommerabends verbringen wir drei vorm Wohnmobil auf einer Decke.

Neun Monate Freude an Leander

26.02.2017 Rawene, Paihia

Ursprünglich hatten wir vor, bis zur Nordspitze, Cape Reinga, zu fahren. An der nördlichsten Stelle Neuseelands, fließen der Tasmanische und der Pazifische Ozean ineinander. Mal abgesehen davon, liegt auf dem Weg dahin der Ninety Miles Beach, der in Wirklichkeit nur 64 Meilen lang ist. Die Fahrt dorthin und zurück wäre sehr lang und wir entscheiden uns dagegen.
Wir fahren also eine knappe Stunde weiter Richtung Ostküste bis Paihia. Das ist der Anfang der sogenannten Bay of Islands. In dieser Bucht gibt es 150 Inseln. Es gibt zwei Bootstouren, eine um neun und eine um halb zwei. Etwas hektisch entscheiden wir uns noch für die zweite, die bereits in weniger als 30 Minuten startet.

Bay of Islands

Wir sind super vorbereitet. Als wir ablegen, knurrt uns schon der Magen. In vier Stunden werden wir zurück sein. Wir müssen Chips an Board kaufen.

Der Katamaran trägt den Namen Dolphin Seeker und tatsächlich sehen wir eine Gruppe Delfine direkt neben unserem Boot.

Wir sehen unzählige kleinere und größere Inseln.

Das Boot schaukelt stark, so ist es eine echte Herausforderung, die Toilette zu treffen. Oder wenigstens nicht die eigenen Füße. 
Bevor wir umdrehen, sehen wir am Ende der Küste das Hole In The Rock. Es ist ein 16 Meter breites Loch in einem Felsen/Berg. Wir fahren mit dem Boot hindurch. Nicht schlecht, der Kapitän bekommt Applaus. 

Hole In The Rock
Auf dem Rückweg halten wir an einem Strand auf einer der Inseln. Wir haben Gelegenheit zum Schwimmen, Wandern oder einfach nur Relaxen. Wir füttern das Junge. Nachdem der kleine Vielfraß gesättigt ist, müssen wir auch schon fast wieder aufs Boot. 

Gerade noch mal satt geworden

Erneut sehen wir Delfine. Ein paar mal springen sie sogar hoch aus dem Wasser. Aber da man vorher nicht weiß, wo, gelingt es mir nicht, ein Foto davon zu machen. Nur einmal eins von weiter weg. Egal, spielende und springende Delfine sind ein schöner Anblick.

Der springende Punkt ist ein Delfin

Leander hat jetzt seine Stimme kennen und nutzen gelernt. Bei jeder Gelegenheit testet er ausdauernd die maximale Lautstärke. Im Gegensatz zu uns ist er mit dem Ergebnis zufrieden. Er kann einen besonders lauten Ton erstaunlich lange halten. Als mein Ohr klingelt, wäge ich kurz ab, ob ich den Rest auch schwimmen kann. 

Unser heutiger Campingplatz liegt fünf Minuten weiter südlich, direkt am Wasser. Wir sitzen auf dem Steg und lassen die Beine baumeln.

25.02.2017 Orewa, Waipoura Forest, Rawene

Vier Schwestern – aus einem Stamm
Endlich geht es Ines wieder gut. Unser heutiges Ziel sind drei Kauri Bäume im Wald voller Riesen, dem Waipoura Forest. Der Umweg über die Tourist Information am Ende eine schlechten Schotterpiste war überflüssig. Die Bäume, die wir sehen wollen, sind von der sehr kurvenreichen Hauptstraße aus nicht zu verfehlen. Immerhin machen wir eine kleine Pause im zugehörigen Café.

Bevor wir den Wald betreten dürfen, müssen wir unsere Schuhe gründlich reinigen und durch eine Desinfektionslösung gehen. Sporen der Pilze sind sehr gefährlich für die Bäume. 

Te Matua Ngahere – der dickste
Gleich am Anfang der ca. 50 Minuten dauernden Wanderung sehen wir einen Tui. Das ist ein schwarzer Vogel, der sehr lustige Laute macht. Eine Mischung aus glucksen, klopfen und zwitschern. Die Wege sind neu gemacht und erhöht, weil die großen Kauris so empfindliche Wurzeln haben, dass sie durch Darüberlaufen kaputt gehen. Hier in diesem Wald stehen Dreiviertel der verbliebenen Kauris. Sie stehen mittlerweile unter Naturschutz. In der Vergangenheit sind sie gerne gefällt worden, weil ihr Holz so stabil und leicht zu verarbeiten ist.

Nach fünf Minuten Fußweg kommen wir zum ersten Baum. Der trägt den Namen Four Sisters. Es sind im Prinzip vier Bäume, die aus einem Stamm entstanden sind. Beeindruckend!

Tane Mahuta – der höchste
Dann gehen wir tiefer in den Wald zum dicksten Kauri, dem Te Matua Ngahere – Vater des Waldes. Man sieht den Wald vor lauter Baum nicht mehr. Ein wirklich unfassbar dicker Baumstamm versperrt uns die Sicht auf den Rest. Es ist ein Spaß, die Reaktionen der Besucher zu sehen. Sie kommen um die Ecke und stoßen Überraschungslaute aus. Das ging uns genauso. Über 16 Meter beträgt sein Umfang. Es gibt Gerüchte über einen im Jahr 1870 noch existierenden Baum mit 26,82 Metern Umfang / 8,54 Meter Durchmesser. Ich kann das nicht glauben. 
Eine Auto-Minute weiter wartet der höchste Kauri Neuseelands auf uns. Tane Mahuta – Gott des Waldes. Er ist 52 Meter hoch und für mich immer noch unfassbare 2.000 Jahre alt. Er ist allerdings erst in der Blüte seines Lebens. Wenn kein Waldbrand, Pilz oder Wandererfüße dazwischen kommen, können diese Giganten bis zu 4.000 Jahre alt werden.
Rawene – Etwas kitschig, war aber so

Mehr oder weniger zufällig landen wir eine Stunde weiter nördlich in Rawene. Der sehr kleine Campingplatz hat eine fantastische Sicht auf die Bucht. Sicherlich einer der schönsten Plätze bislang. Wir verbringen den Abend bis zum Sonnenuntergang auf der Holzterrasse direkt neben unserem Stellplatz.

Sonnenuntergang

24.02.2017 Mount Maunganui, Auckland, Orewa

Das helle Gebäude ist nur ein großer Bildschirm
Wir entscheiden am Morgen spontan, dass wir heute Richtung Auckland und den Nordzipfel fahren. Wir verzichten damit darauf, die Coromandel Halbinsel zu besuchen. Alles werden wir leider nicht mehr schaffen. Ines geht es immer noch nicht besser.
Auckland (1,4 Millionen Einwohner) gehört zu den Städten mit der höchsten Lebensqualität weltweit. Die Lage mit zwei Häfen und vereinzelten Vulkankegeln ist einzigartig.

Auf dem Spielplatz
Wir parken und gehen Richtung Hafen und Zentrum. Es beginnt zu nieseln; war ja auch erstmal genug Sonne die letzen Tage. Wir folgen den Einheimischen in ein Lokal. Dort gibt es Burger mit neuseeländischem Angusrind. Sehr lecker. Irgendwie kommt uns das Logo mit dem goldenen „M“ bekannt vor.

Wir gehen die Haupteinkaufsstraße entlang. Hier sieht man, dass wir in einer Großstadt sind.

Aber irgendwie sind wir etwas müde von den letzten Tagen und uns ist heute nicht nach Sightseeing. Es reicht für heute. Zum Glück geht es Ines langsam besser.Wir fahren etwas weiter nach Norden nach Orewa Beach. Hier lebte Sir Edmund Hillary, bevor er 2008 starb. Der Campingplatz ist direkt am Strand, nur durch ein paar Bäume getrennt. Wir bekommen den allerletzten freien Stellplatz. Wir können uns auf unser Glück verlassen. Reservieren ist was für Regenjackenträger!

Ich soll da nicht durch kommen?

Leander darf noch eine Runde auf den Spielplatz.

23.02.2017 Mount Maunganui

Was will man? Meer!
Die Sonne geht über dem Meer auf. Aus unserem Heckfenster haben wir einen Blick darauf. Ines hat seit gestern starke Kopfschmerzen und kann den Tag nicht genießen. Ist es Migräne oder ein Sonnenstich? Immerhin, wir haben hier einen Tag zum Ausspannen eingelegt und nichts besonderes vor. Alles andere hätten wir absagen müssen. Während sie sich im Bett ausruht, sitze ich neben unserem Wohnmobil, schaue aufs Wasser und lese. Auch schön, mal einen Tag gar nichts vorzuhaben. 

Strand am Mount Maunganui
Mittags hängen wir unsere Wäsche auf, und sie passt nicht auf die Leine. In diesem Moment kommt eine Nachbarin und bringt einen Wäscheständer und Klammern. Es sind einfach alle so freundlich hier!

Nachdem die Wirkung der Tabletten nachlässt, geht es Ines wieder schlechter. Unser Reisebegleiter und ich ziehen alleine los. Erst gehen wir am tollen hellen Strand entlang. Dann zum Hafen und einmal um den Mount Maunganui. Es geht zwar ganz schön hoch und runter, aber mit dem Baggi klappt es ganz gut. Es ist ein schöner Rundweg um den Berg, etwa fünf Kilometer lang. An der Wasserseite klatschen große Wellen gegen die schroffe Küste. Etwas vor der Küste sieht man große Frachtschiffe. Die Sonne brennt heute mindestens so wie gestern. Als ich zurück bin, sagt mir meine Haut, dass ich keine Minute länger hätte draußen bleiben sollen. Noch mal gut gegangen.

Auf dem Rundweg um den Mount Maunganui

Unser Stellplatz ist in der dritten Reihe, aber erhöht, so dass wir einen uneingeschränkten Blick auf den Strand und das Meer haben. Von unserer „Terrasse“ aus beobachten wir die Surfer am Strand. Dafür, dass wir diesen Platz gestern etwas aus Verlegenheit angesteuert haben, nicht schlecht. Abends essen wir im lebhaften Stadtzentrum, weil wir beide keine Lust zum kochen haben. Ein schöner entspannter Urlaubstag auf einem perfekten Stellplatz. Schade, dass Ines ihn nicht richtig genießen kann! 

22.02.2017 Waiotapu, Rotorua, Mount Maunganui

Lady Knox Geysir
Neuer Tag – gleiches Shirt. Für Eitelkeiten ist schon lange kein Platz mehr.
Es geht zunächst in das Thermal Wonderland und dort zum Lady Knox Geysir. Dieser liegt 4 Minuten entfernt. Es riecht seit heute morgen nach Schwefel, hier noch mehr. Und nein, ich trage dafür keine Verantwortung.

Der Geysir bricht einmal am Tag aus. Um 10:15 Uhr. Damit das so pünktlich passiert, wird mit spezieller Seife nachgeholfen, die in die Öffnung gekippt wird. Ein paar Minuten später beginnt es erst zu schäumen wie in einer laufenden, offenen Waschmaschine. Dann beginnt Wasser heraus zu fließen. Erst ganz langsam, aber es wird stetig stärker, bis eine ca. 20 Meter hohe dampfende Wassersäule emporsteigt. Beeindruckend!

Ines vor dem Champagner Pool

Anschließend geht es ins eigentliche Wonderland. Wir sehen viele verschiedene kochende Seen, brodelnde Schlammlöcher, Krater und Tümpel und Seen in unterschiedlichsten Farben. Alle haben markante Namen, wie z.B. Palette des Künstlers oder Inferno-Krater. Man darf auf keinen Fall die Wege verlassen, weil das Wasser an einigen Stellen sehr giftig, kochend heiß oder beides ist. Aus dem Champangner Pool steigen Kohlendioxid-Blasen auf. Der See selbst ist so heiß, dass er ordentlich dampft. Das Wasser enthält Gold, Silber, Arsen, Quecksilber und Schwefel.

Devil’s bath
Devil’s bath (Teufels Bad) ist ein unnatürlich grüner, Arsensulfide enthaltener See. Am Ufer nisten Schwalben, um die Wärme zum Brüten zu nutzen. Es bekommt nicht allen, denn so einige treiben tot an der Oberfläche. Dieses „Wunderland“ macht seinem Namen alle Ehre, es ist wie in einer anderen, völlig unwirtlichen Welt. 

In dieser Gegend gibt es etwa 500 Thermalquellen. 

Wir besuchen in Rotorua einen weiteren Park mit thermalen Besonderheiten (Te Puia). Hier gibt es den höchster Geysir der Südhalbkugel und den zweithöchsten der Welt (der höchste ist im Yellowstone National Park). An einer Stelle wird das heiße Wasser direkt zum kochen von Lebensmitteln benutzt. Die Wege sind mit dem Baggi befahrbar, aber uns dreien macht die Sonne zu schaffen. Sie brennt heute unerbittlich. Wir sind über jede Wolke dankbar. Es sind „nur“ 26 Grad, die fühlen sich aber an wir 36.

Mit dem Blubb …
Wir machen eine interessante Führung mit, in der wir etwas über die Maori Kultur, den Geysir und die brodelnden Schlammlöcher erfahren. 

Hier gibt es auch noch eine Kiwi Aufzuchtstation. Wir freuen uns, denn den Nationalvogel Neuseelands haben wir bislang immer noch nicht gesehen. Drinnen ist es dunkel. So dunkel, dass wir kaum was erkennen können. Auf jeden Fall keine Kiwis. Schade!
Ines‘ persönliches Highlight ist heute der Supermarkt. Dort wurden wir gefragt, ob wir verheiratet sind. Verwundert über die Frage bejaht sie Ines. Dann würde ich als „Vormund“ agieren, meint die Kassiererin. Wer Alkohol kauft (wir haben eine Flasche Wein im Einkaufswagen), und unter 30 ist, muss sonst seinen Ausweis zeigen. So eine Unverschämtheit! Warum will sie meinen Ausweis nicht sehen?

Wir fahren Richtung Waitomo; dort erwartet uns eine weitere Glühwürmchenhöhle. Kurz nach Rotorua überkommen uns Zweifel. Die nächsten Tage wollen wir weiter nach Norden, und nach Waitomo ist es ein Umweg. Und Glühwürmchen haben wir schließlich schon auf der Südinsel gesehen. Wir stoppen auf dem Seitenstreifen und beratschlagen. Spontan fahren wir Richtung Coromandel Halbinsel auf der Nordostseite. Der Reiseführer empfiehlt einen Campingplatz am Mount Maunganui. Er liegt zwischen Hafen und Meer. Ein toller Campingplatz! Gerade hat ein anderer Camper seine Reservierung storniert, so bekommen wir unerwartet einen Platz mit Meerblick. Wir können unser Glück kaum fassen. Nach einem kurzen Spaziergang am Strand buchen wir gleich noch eine weitere Nacht hier. Vom Mount Maunganui, direkt hinter uns, starten Paraglider und landen am Strand, direkt vor uns.

Sanfte Landung

Unser kleiner Geysir hört erst um kurz vor elf auf zu brodeln.

21.02.2017 Tongariro-Nationalpark, Lake Taupo, Waiotapu

Rieck Junior schläft wieder durch. Puh!
Auf dem Weg zu unserem nächsten Ziel machen wir eine Wanderung um den Lake Rotopounamu. Dieser Rundweg ist uns explizit im Reiseführer empfohlen worden. Wir sind schnell. Statt 2:00 h benötigen wir nur 1:30 h. Entweder sind wir schon so gut trainiert oder die Zeitangabe war großzügig bemessen. Kann ja eigentlich nur ersteres sein. 😉

Der Weg ist schön, aber ehrlicherweise haben wir mehr erwartet und sind erst etwas enttäuscht. Bei näherer Betrachtung ist es doch ein schöner Weg, wieder durch Dschungel und an zwei schönen, menschenleeren Sandstränden vorbei. Wir sind schon sehr verwöhnt durch die vergangen Tage und Wochen und entsprechend nicht mehr so leicht vom Hocker zu reißen.

Blick vom Scenic Lookout
Ein paar Kilometer weiter kommt ein grandioser Scenic Lookout auf den Lake Taupo und das Tal davor. Und das ist nicht übertrieben. Das Tal und im Hintergrund der See liegen vor uns. Einmalig!

Der Lake Taupo ist der größte See Neuseelands und ist etwa 186 n.C. durch den weltweit größten Vulkanausbruch der letzten 5.000 Jahre entstanden. Der damals ausgestoßene Ascheregen ist vermutlich für besonders rote Sonnenuntergänge verantwortlich, die zu dieser Zeit in Rom und China dokumentiert wurden.

Seine Uferlänge beträgt beachtliche 193 km. Wenn man bedenkt, dass nur 8 km unter uns die Magma Kammer liegt, kann einem das schon zu denken geben. Normalerweise ist die Erdkruste 35 km dick.

Als wir den See erreichen, halten wir bei einem Stop die Füße ins Wasser. 

Vorne links schwimmt tatsächlich ein Stein im Lake Taupo
Hier gibt es schwimmende Steine – Bimsstein ist ein weiter Hinweis auf den vulkanischen Ursprung. Wir fahren fast 50 km am Ufer entlang, bis wir die Stadt Taupo erreichen. Unterwegs haben wir ein paar Baustellen, die nur einspurig zu passieren sind. Die Bauarbeiter hier sind so freundlich, dass sie jedem Auto winken, das sich wieder im Bewegung setzt. Das Wetter ist seit heute morgen herrlich, ein Hochsommertag. Wir machen einen längst notwendigen Eis-Stop.
Donnernd fließt dass Wasser des Lake Taupo durch die Huka Falls
Aus dem Lake Taupo fließt ein Fluss ab, an dessen Anfang sich die Huka Falls befinden. Es ist zwar der X-te Wasserfall auf unserer Reise, aber bislang mein persönliches Highlight. Durch das nur zehn Meter breite und etwa 200 m lange felsige Flussbett werden gewaltige Wassermassen gedrückt. Es sieht aus, als hätte man einen perfekten Rafting-Kanal künstlich angelegt. Auf der Brücke darüber spürt man die wahnsinnige Kraft des türkisen Wassers.
Das Ende der Huka Falls
Wir stoppen für heute in der Taupo Vulcanic Zone in Waiotapu. Das Gebiet ist für seine zahlreichen Thermalquellen bekannt. Das Thermal Wonderland hat schon zu, wir werden es morgen erkunden. Für heute machen für noch einen Abstecher zu den Waikite Valley Thermal Pools. 

Diese Thermal-Quellen bieten gegen Eintritt verschiedene Pools mit unterschiedlichen Wassertemperaturen. Das Wasser kommt hier kochend heiß aus der Erde. Entsprechend schreckliche Unfälle haben sich in der Gegend in der Vergangenheit schon ereignet. Die Pools haben Temperaturen zwischen 35 und 42 Grad und unser Wampen-Willi hat seine helle Freude darin. Rundherum steigt heißer Wasserdampf auf.

Wasser macht ihm sichtlich Spaß

Wir haben einen Stellplatz direkt an der Straße, mit angrenzender, etwas schrammeliger Taverne. Trotzdem hat es irgendwie Charme. Da wir nicht mehr kochen wollen, bestellen wir Hamburger (und Ines zuliebe verzichte ich darauf, zu betonen, dass es herrliches frischgezapftes Bier dazu gab – man könnte sonst noch denken, es gibt jeden Abend Alkohol). Mit dem sanften Verkehrsrauschen schlafen wir bald ein.

Schönes Ende eines schönen Tages