05.10.2015 Vom Lake Powell zum Grand Canyon

Die Nacht hat es nur geregnet und gewittert. Eigentlich standen heute die Antilope Canyons auf dem Programm. Das sind Slot Canyons, die bei Sonnenschein einmalige Fotos gelingen lassen. Ich hatte mir extra dafür noch ein Stativ gekauft. Jetzt ist das Wetter so schlecht, dass wir nicht nur keine guten Bilder machen können, sondern gar nicht erst rein kommen. Der Lower und der Upper sind beide gesperrt. 1997 sind bei einer Sturzflut 17 Leute ums Leben gekommen. Kein Wunder, Wasser hat die Canyons ja auch gegraben. Ich bin maßlos enttäuscht. 
 

Grand Canyon
 
Wir fahren also weiter zum Grand Canyon. Auf dem Weg erleben wir Starkregen, Wind und Gewitter. Ich habe zwischenzeitlich Schwierigkeiten, das Wohnmobil geradeaus fahren zu lassen. Heute und morgen ist laut WetterApp keine Besserung in Sicht. Na super! Und wir haben nur einen Tag für den Grand Canyon geplant. Kurz vor der Ankunft wird es besser und hört auf zu regnen. Wir können an einem Aussichtspunkt einen ersten Blick auf den Canyon werfen. Er trägt seinen Namen nicht zu unrecht. Das was wir sehen, ist riesig. 1.300 Meter tiefer fließt irgendwo der Colorado River. Man erahnt ihn nur.

 

Grand Canyon verhagelt – aber nicht die Stimmung
 
Auf dem sehr einfachen Campingplatz angekommen gießt es und hagelt sogar. Eigentlich ist der Platz nur für RVs bis 30 Fuß, aber bei der Anmeldung bemerkt es glücklicherweise niemand. Wir werden vor den klugen Raben und den aggressiven Elchen gewarnt. Aus dem Fenster beobachten wir später, wie die Raben bei unseren Nachbarn den Platz nach verwertbarem durchsuchen. Als der Regen sich erneut verzieht, nehmen wir einen Shuttle zur Rim (Kante) und spazieren daran entlang. Es ist der erste Tag, an dem es für ein T-Shirt zu kalt ist. Wir sehen einen Lebensmüden etwas entfernt auf den steilen und schmalen Felsen rumkrackseln und Selfies machen. Wir können kaum hinsehen. 

Als sich Regen andeutet, fahren wir zurück und verbringen den Abend im Wohnmobil. Der Grand Canyon ist wirklich beeindruckend und riesig. Aber unser Glückstag war es heute nicht. 

04.10.2015 Vom Bryce Canyon zum Lake Powell

Diese Nacht lief die Heizung durch. Nachts hat es gefroren. Wir fahren sehr früh los und mit jedem Kilometer steigt das Thermometer. Unter anderem über die Canyon Avenue fahren wir südlich nach Arizona. Unser Ziel ist der Lake Powell. Dort ist es wieder warm. 

 
   

„Horseshoe Bend“ des Colorado River
  
Ganz in der Nähe davon, halten wir bei „Horseshoe Bend“. Das ist ein Aussichtspunkt, von dem aus man eine spektakuläre (nie passte das Wort irgendwo besser) Biegung des Colorado Rivers in Form eines Hufeisens sehen kann. Um dorthin zu gelangen, muss man vom Parkplatz noch etwa einen Kilometer gehen. Der Fluss hat sich im Laufe der Jahre sein Bett 300 Meter tief gegraben – so weit ist es vom oberen Rand bis nach unten. Es gibt keinen Eintritt und keine Geländer. An der felsigen Kannte geht es steil (und ich meine richtig steil) nach unten. Viele Touristen laufen umher und machen lebensgefährliche Selfies direkt am Abgrund. Wir nicht, sondern fotografieren uns gegenseitig. ? 

 

Bis an die Kante traue ich mich nur auf dem Bauch
 
Wir haben wirklich weiche Knie, aber es muss sein, zu besonders ist der Anblick. 

Der Campingplatz hat Full-Hook-Up und Blick auf den tollen See. Dort angekommen, wollen wir uns gerade für eine Erkundung der Umgebung fertig machen, beginnt es zu regnen. Regen? Damit haben wir hier hat nicht gerechnet. Also gammeln wir im hinteren Flügel unseres Wohnmobils. 

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Der Lake Powell ist bei maximaler Stauhöhe rund 300 km lang und entstand in den 1960er Jahren als der Colorado River durch den Glen-Canyon-Staudamm aufgestaut wurde. Der See hat eine über 3.000 km lange Küstenlinie. Diese ist länger als die gesamte Westküste. Es ist nach dem Lake Mead der zweitgrößte Stausee in den USA und grenzt im Süden an den Grand Canyon. Ist der See voll, bedeckt er 96 Canyons. Zurzeit ist viel Wasser (u.a. von Las Vegas) entnommen und die Küstenlinie stark zurück gegangen. 

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Als sich die Sonne noch mal Blicken lässt, gehen wir noch mal kurz zum Strand und sehen noch den Sonnenuntergang. Am See gibt es Fischausnehm-Stationen für Angler und Grillplätze. 

 

Südlicher Teil des Lake Powell mit Staudamm (rechts)
 
Die drei indianischen Frauen, denen wir heute begegnet sind, waren auffallend nicht so freundlich, wie die restlichen Amerikaner. Mal sehen, ob das repräsentativ ist. 

03.10.2015 Bryce Canyon

Die Nacht war die kälteste bislang. Vorletzte Nacht hatten wir noch die Klimaanlage an, heute mussten wir heizen. Deswegen gibt’s den ersten Kaffee auch im Bett.
Dann wandern wir den ‚Hat Shop‘ Trail entlang. Der ist zwar etwas weniger spektakulär als gestern, aber wieder ganz anders – viel mehr grün und Bäume – und sehr steil. 

 

Loch in einer Felswand
 
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Einige Hoodoos haben Hüte aus Stein auf, diese schützen sie vor dem Regen und damit vor der Erosion. Sind sie weg, beschleunigt sich der Zerfall.

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Mittagspause – Ines zaubert ein leckeres Essen. 

Dann ein Mittagsschlaf – das tat gut! Erst jetzt merken wir, dass uns die erste Wanderung ganz schön geschafft hat. 

 

„Tower Bridge“
 Ines bleibt liegen, ihre Erkältung ist immer noch nicht ganz weg. Ich mache mich auf den ‚Tower Bridge‘ Trail. Auf dem Weg dorthin sehe ich die China Wall. Der Weg steckt erneut voller überwältigender Landschaften. Ab und zu wächst ein Baum trotzig auf unwirtlichem Fels. Wenn ich stehen bleibe, herrscht absolute Stille. Eine Situation, die man gar nicht mehr kennt. Zwischendurch bin ich lange der einzige Mensch. Ich mache Rast und esse und trinke etwas. 

Nur ich, mein Schatten und die „China Wall“
  Hier unten im Tal bin ich der einzige. Man kann wegen der Bäume nicht mehr weit schauen und wird etwas mulmig, völlig alleine. Erinnerungen an die Warnungen vor Bären und Berglöwen kommen mir in den Sinn. Aber ist das nicht auch mit ein Grund für solche Touren? Ich verkürze meine Pause und mache mich auf den Rückweg. Ich treffe niemanden mehr.
Wegen der Abwesenheit größerer Städte ist es hier im Park so dunkel, dass wir einen faszinierenden Sternenhimmel beobachten können. 

02.10.2015 Vom Zion National Park in den Bryce Canyon

Irgendwie kommen wir heute nicht in die Gänge. Wir frühstücken später und länger als geplant. Vielleicht ist es die eine Stunde Zeitverschiebung zu Kalifornien. Vielleicht liegt es auch am Blick vom Bett aus dem Fenster auf den Sonnenaufgang auf dem Canyon.  

Blick aus dem Bett
 Irgendwann fahren wir dann los und durch den Zion Park hindurch. Weil unser RV Übergröße hat, müssen wir ein spezielles Tunnel Ticket erwerben und fahren im Konvoi durch den engen Tunnel. Dieser ist nur etwas höher als unser Wohnmobil und nicht breit genug, dass zwei Autos an einander vorbei fahren können. Geschweige denn zwei Wohnmobile. Außerdem ist er drinnen schwarz und nicht beleuchtet. Es ist sehr unangenehm, dort durch zu fahren. 

Nach weniger als 90 Meilen kommen wir nach angenehmer Fahrt im Bryce Canyon an. Dieser empfängt und mit einem Felsentor, durch das wir hindurch fahren. Sehr schön, das fängt ja gut an! Hier ist es sonnig, aber deutlich kühler. Nachts soll es sogar Frost geben können. Aber zum wandern genau richtig. 
Der Campground hier ist einfach und ohne Full-Hook-Up. Dafür aber sehr ruhig und die Nachbarn sind weit weg. 
Wir essen noch Mittag und los geht’s. Der Trail startet ganz dicht am Campground. Wir müssen eine kleine Steigung überwinden, um ihn zu erreichen. Oben angekommen, fällt uns bereits die Kinnlade herunter. Wir sehen eine unfassbar schöne felsige Landschaft. Wir sind wirklich baff; so etwas haben wir noch nicht gesehen. Wir wandern einige Wanderwege entlang. Ich schieße unzählige Fotos, ich kann nicht anders. Hinter jeder Kurve gibt es andere Formationen zu sehen.

 

Bryce Canyon
 
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Der Canyon ist nach der Familie Bryce benannt und durch Vulkan Aktivitäten entstanden. Er ist Teil des Colorado Plateaus, welches sich über vier Bundestaaten erstreckt und befindet sich in Utah.

Die Landschaft hier ist in einem ständigen Wandel, weil die Erosion weiterhin die beeindruckenden Felsen formt. Immer wieder Stürzen einzelne Säulen (Hoodoos genannt) ein, oder Teile davon. Manchmal entsteht ein Bogen. Auch ganz neue Felsen kommen im Laufe der Jahre ans Licht. 

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Amphitheater
 Auf unserem Weg kommen wir u.a. am „Amphitheater“, den Felsen mit den Namen „Queen Victoria“ und „Thors Hammer“ vorbei und durch „Queens Garden“. In einer engen Schlucht stehen zwei große Bäume. Das wirkt dort sehr imposant und ist deswegen ebenfalls ein begehrtes Fotomotiv. Aber der Weg selbst ist auch beeindruckend; er nennt sich „Wallstreet“ und schlängelt sich schier endlos im Zickzack nach oben. Am Ende erreichen wir kurz vor dem Sonnenuntergang einen hochgelegenen Aussichtspunkt. Der Blick in die von der Abendsonne erleuchteten Ferne lässt uns ehrfürchtig inne halten. Dieser Canyon ist wirklich einmalig. Meine Speicherkarte ist fast voll und die Akkus fast leer. Unsere auch. Insgesamt sind wir heute über zehn Kilometer gewandert.

 

Schlucht am Ende der ‚Wallstreet‘
 
Abends gibt’s auf unserem Profi-Grill gegrillte Burger. Dann fallen wir glücklich und zufrieden ins Bett. 

01.10.2015 Von Las Vegas in den Zion National Park

Wir lassen Las Vegas hinter uns und fahren Richtung Nord-Osten über Arizona nach Utah. Hier müssen wir die Uhren umstellen, denn hier gilt UTC -6, also nur noch acht Stunden Zeitverschiebung zu Deutschland. 
Die Strecke ist sehr schön und die Fahrbahn gut. So macht das Fahren Spaß!

Ein Großeinkauf bei Walmart füllt unsere Vorräte. Jetzt haben wir auch einen Grill. ?
Wir nehmen den Zion RV Park direkt am Eingang des National Parks mit Blick auf den Anfang des Canyons. Er hat Full-Hook-Up und von hier aus fahren kostenlose Shuttle durch den Park. 
Wir nehmen den nächst besten und sind beeindruckt. Der Zion National Park ist der Hammer – steile Hänge und majestätische Gipfel ragen sich vor uns auf. Wir gondeln durch den wunderschönen Canyon und machen begeistert viele Fotos. Einmal steigen wir aus, haben aber keine rechte Lust zu wandern. Es ist wahnsinnig heiß; unsere Hosen zeichnen feucht die Kontur der Sitze nach. Die Shuttle haben offene Fenster, so sieht man alles.

 

Zion National Park
 
Nach der Rückkehr benötige ich über eine halbe Stunde, um den Grill zusammen zu schrauben. Aber es lohnt sich, für 13 Dollar kann man nicht meckern. Der ist richtig gut und wird bestimmt noch ein paar mal verwendet. Heute grillen wir einen Lachs auf einem Buchenbrett und Rindersteak. Dann beenden wir den schönen Tag mit einem Spaziergang unter einem hellen Sternenhimmel. 

Platz mit bislang bester Aussicht

Zwischenfazit USA

Unser RV ist immer noch riesig. Drinnen haben wir uns an den Platz und Komfort gewöhnt. Das Bett ist groß und sehr bequem. Full-Hook-Ups sind super und fehlen auf europäischen RV-Parks. Überhaupt fehlen spezielle RV-Parks und so große RVs. 
Camping war die richtige Entscheidung für diesen Urlaub. Wir kommen abends immer nach Hause, und müssen nicht ständig Koffer aus- und einpacken. Die Straßen sind breit und die Brücken meistens hoch genug für so große Fahrzeuge. 

 

Keine Seltenheit – RV in Busgröße
  
Hier ist sowieso alles größer – die Wohnmobile und Straßen, die Supermärkte, die Bäume, sogar der Himmel und die Burger. Das Fast Food insgesamt ist toll hier und schmeckt besser als bei uns. Zum Beispiel gibt es Taco Bell mit tollem mexikanischen Essen. Die Buritos sind am besten. 

 

Der größte Bildschirm der Welt
 
Der Westen der USA ist unglaublich abwechslungsreich – Wüste, Berge und Meer, Las Vegas und lass‘ mal lieber weiter fahren!
Auffallend ist, wie gut alles organisiert ist und ohne den deutschen erhobenen Zeigefinger auskommt. Wir fühlen uns hier frei, es klappt mit weniger offensichtlichen Regeln auch sehr gut. 

 

Lagerfeuer – ausdrücklich erlaubt
 
Überall gibt es WLAN und kostenlose Trinkwasser-Stationen. Das Einkaufen macht hier sogar Spaß. 

Entgegen meiner Vorurteile gibt es hier auch fast überall gesundes Essen (wenn man es sucht) und Solaranlagen und Windräder. Trotzdem sind viele Spritschlucker unterwegs; laut Sound mindestens mit Acht-Zylinder-Motoren. Die klingen schon geil. Vor dem Hintergrund wirkt die Debatte um den VW-Abgas-Betrug etwas skurril. 

Die Amerikaner sind alle ausgesprochen freundlich und hilfsbereit. Und wir haben niemals das Gefühl, dass sie nur unser Geld wollen. Überall gibt es Visitor Center, mit Informationen zur Umgebung. 

Mittlerweile haben wir das richtige Gefühl für das große Fahrzeug und das dünne Klopapier.